Samstag, 12. Mai 2007

Der Krieg der Bilder

Es fällt immer wieder ins Auge, dass sehr oft, wenn es in den deutschen Medien um politische Ereignisse auf dem GUS-Gebiet geht, die Artikel durch Bilder Putins mit einem aggressiv verzerrten Gesicht ergänzt sind. Bekanntermaßen haben Bilder auf der unterbewußten Ebene eine weitaus stärkere Überzeugungskraft, als Worte. Deshalb werden dem Leser überproportional oft ein Paar wiederkehrende und aus dem Zusammenhang gerissene Bilder vor die Nase gesetzt, die in den vergangenen sieben Jahren von Putins Präsidentschaft in den Redaktionen gesammelt worden sind.

Geht es in der Meldung zum Beispiel um eine neue Pipeline, die Russland zusammen mit Kasachstan und Turkmenistan vereinbart hat, gibt es unbedingt ein Foto mit einem böse und aggressiv dreinschauenden Putin, als wenn es sich bei ihm um eine Mischung des nach der Weltherrschaft strebenden Dr. Evil und des brutalen Schlächters Hannibal Lecter handelt.

So wird das Image eines unberechenbaren Autokraten eingeimpft, der meilenweit vom "zivilisierten" europäischen Politikerverhalten entfernt ist. Mit solch einem Gesichtsausdruck scheint er vor allem von der Schädigung Europas besessen und fortwährend nur mit dem Poltern und Drohen beschäftigt zu sein. Kurzum, ein Bösewicht wie in einem schlechten Hollywood-Film. Dass eine solche Darstellung bei Durchschnitts-Amerikanern oft ausreichend ist, um ihre Sympathien zu steuern, ist schon seit längerem bekannt. Dass solche Methoden auch immer mehr in Europa eingesetzt werden, ist traurig und zeigt, dass die Autoren hierzulande ihre Leserschaft für immer dümmer halten...

Unten findet sich eine kleine Ausstellung beliebtester Putin-Bilder in bundesdeutschen Systemmedien:





9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Und was sagt mir dann das Bild von Angela Merkel in "Ein Exkurs in die polnische Psyche" ;)

der unbequeme hat gesagt…

Ok, aber eine gehemmte Stimmung bei deutsch-polnischen Treffen ist ja wirklich der Regelfall.

Anonym hat gesagt…

Stimmt leider :(
Ich frag mich manchmal auch, warum Polen unbedingt in die EU wollte - an harmonischer Zusammenarbeit scheinen sie nicht interessiert zu sein - leider. Was Putin betrifft wird wirklich zu viel Augenmerk auf seine "undemokratischen" Außerungen gelenkt. Es gibt aber sicherlich in ganz Westeuropa keinen Politiker, der diesen Job haben möchte ! Und ich glaube auch nicht, dass nur einer dieser Schwätzer so viel Ahnung von den Zuständen, Gepflogenheiten und historischen Erfahrungen in Russland hat, dass er sich zum Richter aufschwingen könnte !!! Ich finde auch nicht alles gut, was Putin macht, aber es kann auch viel schlimmer kommen !!!
Übrigens guter Blog ! Und "Der Unbequeme" passt ganz gut, denn die Einträge regen zum Nachdenken an, auch wenn man nicht immer einer Meinung sein kann - und das ist gut so ;)
Bis denne mal wieder !

Autor hat gesagt…

@ Der Unbequeme: Du wirst vielleicht lachen, aber mir ist in einer Diskussion über Putin wirklich einmal entgegengehalten worden, seine Physiognomie sei verabscheuungswürdig, weshalb man ihn bekämpfen müsse. Wer denkt so? Ein "zivilisierter" Historiker aus Hannover zum Beispiel.

der unbequeme hat gesagt…

In der Sowjetunion haben die Machthabenden ebenfalls ständig versucht, das Bewusstsein der Menschen zu manipulieren, doch spätestens seit den 70er Jahren war das für die Meisten offensichtlich, (was mit ein Grund war, weshalb sich kaum jemand anstrengte und die Wirtschaft anfing, vor die Hunde zu gehen). Hierzulande sieht man dagegen ein weitgehend kritikloses, fast schon kindliches Vertrauensverhältnis den Medien gegenüber. Einen solchen Zustand finde ich noch bedenklicher, als bloße staatliche Zensur.

Autor hat gesagt…

Richtig!

Anonym hat gesagt…

In dieser Hinsicht müsste man aber auch die Selbstdarstellung Putins in den russischen Medien (sprich: Fernsehen) mit einbeziehen. Er zeigt sich dort auch eher selten als lockerer Lebemann, sondern vielmehr als tougher Aristokrat. Zum Beispiel wenn er an diesem kleinen Tischchen in seinem Büro Audienz hält und mit eiserner Miene Firmenchefs oder Regierungsmitglieder empfängt (und bei Bedarf öffentlich abkanzelt).

der unbequeme hat gesagt…

Du wolltest wohl Autokrat sagen.. Nun, es stimmt, aber zwischen einem Autokraten und einem Bösewicht ist nochmal ein großer Unterschied. Zudem dürfte die Darstellung Putins in den russischen Medien herzlich wenig Einfluß auf die Darstellung in den westlichen Medien haben.

Anonym hat gesagt…

"bei durchschnitts amerikanern",
ich lach mich weg. Stimmt schon denn natürlich sind speziell DIE - in den vergangenen 30 Jahren gezielt verdummt worden - besonders leicht zu beeinflussen.