Dienstag, 13. Februar 2007

Die Münchner Rede Putins

Die Rede Putins in München saß. Möglicherweise hat sie deswegen so viel geheuchelte Empörung in den Westmedien produziert, weil jeder Autor insgeheim wußte, dass hier die Wahrheit ausgesprochen wurde. Und zwar wirklich jenseits "geschliffener, angenehmer, aber leerer diplomatischer Worthülsen", was für diese oberste Ebene der Weltpolitik höchsten Seltenheitswert hat.

Extrem interessant war dabei die Berichterstattung. Wenn man im Lauf des Tages die führenden Nachrichtenportale Deutschlands beobachtete, konnte man nach anfänglich neutralen und recht ausführlichen Artikeln eine zunehmende Inhaltsbeschneidung sowie immer mehr "politisch korrekter" (im US-Sinne) Beurteilungen feststellen. In all den Artikeln, die dann gegen Abend von Putins "Gepoltere" (Der Spiegel), "Brüskierungen", "Drohungen" oder "rabiater Manier" verkündeten, fand sich jedoch nirgendwo etwas Sachliches zur Widerlegung der genannten Kritik.

Empfehlenswert ist der Artikel von Gisbert Mrozek, der eine Menge Sachen zur Wahrheitsverdrehung und Diskreditierung der Rede zusammengefasst hat:

http://www.aktuell.ru/russland/kommentar/russland_
stabilitaetsfaktor_in_europa_usa_nicht_310.html

Eine kleine Tour durch diverse Internet-Foren zeigt dagegen ein erstaunliches und positives Bild. Viele Menschen sind der Meinung, dass in Putins Rede die notwendige Wahrheit gesagt wurde und sind froh, dass sich endlich jemand getraut hat, auszusprechen, "was sowieso alle denken". Scheint so, als würden sie den eigenen Medien (bei denen in Bezug auf Russland und Putin ja nun wirklich kaum Pluralismus vorhanden ist) inzwischen nicht mehr trauen und nicht erlauben, für sie zu denken. Diese Entwicklung erinnert mich immer mehr an die letzten Jahre der Sowjetunion, wo ähnliche Stimmungen gegenüber der Medienpropaganda vorherrschten.