
In diesem Zusammenhang wird auch die Frage nach der Stellung der EU in der "diversifizierten" künftigen Welt sehr aktuell. Im Interesse Europas liegt das eigenständige Agieren und das Verfolgen eigener Interessen, statt traditionsgemäß vor den Anweisungen vom anderen Ende des Atlantiks einzuknicken. Die Interessen der USA decken sich immer weniger mit den Interessen der meisten europäischen Staaten, die viele der derzeit unternommenen Schritte, vor allem im militärstrategischen Bereich, so gar nicht brauchen können. Europa möchte gute Beziehungen zu Russland, die sowohl in wirtschaftlicher, als auch in sicherheitspolitischer Hinsicht von hoher Wichtigkeit sind. Die USA haben dagegen kaum wirtschaftliche Kontakte mit Russland und auch die Erschütterungen auf dem eurasischen Kontinent wirken sich humanitär weitaus weniger auf sie aus, als auf dessen unmittelbare Bewohner. Aus diesem Grund können sie bedenkenlos die Beziehungen zu Russland strapazieren und seine Isolation vorantreiben. Eine Integration Europas und Russlands würde dagegen den Einfluss der USA in Europa und somit auch in der Welt reduzieren. Europa kann jedoch an dem Spiel der Amerikaner kein Interesse haben.
Momentan durchlebt Europa einen schwierigen aber natürlichen Prozess der Emanzipation von den USA, der sich sogar mit den eher konservativeren Führern wie Merkel und Sarkozy fortsetzt. Dies tritt an vielen Punkten der politischen Agenda zu Tage. Nicht nur, dass die Aufrufe der USA, Russland nach dem Kaukasus-Konflikt weiterhin abzustrafen, mit einer raschen Wiederaufnahme des Dialogs ignoriert wurden. Auch die NATO-Ambitionen der Ukraine und Georgiens wurden von den europäischen Mächten entschieden gebremst, woraufhin die scheidende US-Administration und die Briten bereits nach allen möglichen Umwegen anstelle des üblichen Beitritts-Aktionsplans zu suchen begannen. Bezüglich der geplanten Raketen"abwehr" in Polen und Tschechien waren aus den Reihen der westeuropäischen Politiker bereits erste kritische Kommentare zu hören, so zum Beispiel vom französischen Präsidenten Sarkozy.

Wie dem auch sei, scheinen die Angelsachsen mit einer solchen Haltung eher sich selbst und nicht Russland zu isolieren. In Kontinentaleuropa gewinnt Medvedevs Idee einer neuen Sicherheitsarchitektur dagegen immer mehr Anhänger, man ist sogar angeblich bereit, ernsthaft darüber zu reden. Es bleibt zu hoffen, dass sich der Prozess des Umdenkens fortsetzt und die Europäer sich bald in vollem Umfang in der neuen Situation wiederfinden. Damit wir nicht täglich von neuen Raketen und neuem Mißtrauen lesen müssen, das von amerikanischer Seite geschürt wird.
6 Kommentare:
Sie sind zu sehr auf die VSA fixiert.
Auch wenn diese die bedeutende Macht sind, welche die agressivste Politik gegen die RF betreiben, sollte die eigentlich auch den russischen Interessen widersprechende Politik anderer bedeutenden EU-Staaten (BRD, Britannien) nicht ignoriert werden.
Auch diese Staaten unterstützen die EU- und NATO-Ostexpansion ebenso wie die bunten "Revolutionäre" in den UdSSR-Nachfolgestaaten.
Man sollte sich daher nicht viele Hoffnungen auf Europa machen.
Der Niedergang der USA als Weltmacht wurde in deutscher Sprache bereits 2003 publiziert:
http://www.amazon.de/Weltmacht-USA-Nachruf-Emmanuel-Todd/dp/3492045359/ref=sr_1_3?ie=UTF8&qid=1228757186&sr=8-3
Ich denke, Europa wird gar nicht großartig gefragt werden. Die USA können diese All-Macht-Position in Zukunft nicht mehr aufrecht halten, ob sie wollen oder nicht. Die sich bereits abzeichnenden zukünftigen Mächte (BRIC-Staaten) werden nicht das "alte Spiel" weiterspielen, sondern ein neues beginnen. Und Europa wird sich ziemlich nüchtern darauf besinnen, was ihm wichtig ist und wovon es lebt: reibungslsos verlaufender Welthandelt.
***KIEW, 09. Dezember (RIA Novosti). Der ukrainische Inlandgeheimdienst SBU meldet Fortschritte im Kampf gegen einige mutmaßliche Extremistengruppen, die als prorussisch gelten und gegen die Integrität der Ukraine verstoßen haben sollen.
„Heute wurden die Aktivitäten praktisch aller radikalen Extremistengruppen unterbunden, die in der Ukraine agierten und vom Ausland finanziert und kontrolliert wurden“, teilte der SBU am Dienstag mit.***
http://de.rian.ru/postsowjetischen/20081209/118770792.html
Grosses Kino, oder auch Membership Action Plan?
Gerade jetzt wo Juschtschenko in der ukrainischen Bevoelkerung unbeliebt u. das Volk der NATO eher ablehnend gegenueber steht. Treten russische Extremisten auf den Plan. Zufaelle gibt es, die gibt es garnicht.
Dabei ist doch noch gar nicht gesagt, ob es wirklich russiche Extremisten in Ukraina gibt und wenn ja, ob diese tatsächlich tätig wurden bzw. deren Aktivitäten unterbunden wurden... Es kann sich sehr wohl auch um eine gezielt lancierte Falschinformation handeln... Desinformation als Mittel zum Zweck "Handlungsfreiheit" gegen Andersdenkende zu erwirken und die Zustimmung der falsch informierten, meist schweigend zusehenden Bevölkerungsmehrheit zu erhalten. Das Wahrheits-Ministerium hat seine Hände überall im Spiel.
Jushenko hat womöglich noch katholische Generäle installiert, sodass 17 ukrainische Militärs ausgestattet mit 30 panzern nicht in der lage sind sich gegen piraten zu wehren
"...Im Interesse Europas liegt das eigenständige Agieren und das Verfolgen eigener Interessen, statt traditionsgemäß vor den Anweisungen vom anderen Ende des Atlantiks einzuknicken..."
Wer den US-Weisungen in Europa nicht folgt, muß mit dem "Lob" des "großen Bruders" rechnen.
So ergeht es z. Zt. unserem Außenminister, F.-W. Steinmeyer. Weil er im jüngsten Südossetien-Konflikt sehr wenig Pro-US-Haltung gezeigt hat (z. B. kein übereilter NATO-Beitritt von Georgien, keine Sanktionen gegen RU wg. des jüngsten SO-Kriegs), läßt ihm der Ami momentan etwas "Lob" für seine hilfreiche "Unterstützung" im letzten Irak-Krieg zukommen. Dies kann Steinmeyer seine politische Karriere kosten, also auch seine Kanzlerkandidatur.
Ist das der Grund für die auffällige Pro-US-Haltung unserer Kanzlerin? Will Merkel Kanzlerin bleiben und fürchtet deshalb den "Lob" von Double-U?
Böser Junge
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