Mittwoch, 22. Januar 2014

Olympia in Sotschi: Missbrauch des Sports als Knüppel der Politik


Blick auf Olympia-Objekte an der Schwarzmeerküste

In gut zwei Wochen beginnen im russischen Sotschi die Olympischen Winterspiele 2014. Je näher das sportliche Event rückt, desto mehr Rummel löst es im Westen aus, der jedoch nicht sportlicher, sondern vor allem politischer Natur ist. Kaum ein Großereignis der letzten Zeit wurde bereits im Vorfeld derart für politische Angriffe auf das Gastgeberland mißbraucht, wie dieses. Es vergeht kaum ein Tag, ohne dass irgendjemand im Westen irgend ein politisches Statement über Sotschi und Russland abgibt.

Manchmal geht es bis ins Absurde. In den USA wird immer wieder betont, dass Barack Obama absichtlich mehrere bekennende Homosexuelle und Lesben ins olympische Team der USA berufen liess, um "ein Signal an Russland zu senden". Wenn es so weiter geht, werden Teams einiger Staaten demnächst nach dem Kriterium der sexuellen Orientierung zusammengestellt, anstatt nach den sportlichen Leistungen.

In den westlichen Medien wird derweil jede Entscheidung eines jeden Politikers, nicht in Sotschi dabei zu sein, als ein politischer Protest interpretiert. Und das, obwohl weder Obama, noch Cameron, noch viele andere bekannte Politiker bei früheren Olympischen Spielen anwesend waren. Die Hysterie ging los, als der deutsche Bundespräsident Gauck erklärte, er werde nicht bei der Eröffnung der Spiele dabei sein. Obwohl er diesen Schritt nicht näher erklärte, machten die Medien daraus sofort eine Riesengeschichte und präsentierten ihn als eine prinzipientreue moralische Größe, die dem bösen Putin aus Protest gegen seine Verletzung der Menschenrechte (z. B. Diskriminierung der Schwulen und Lesben) eins ausgewischt hat. Unklar blieb indes, ob Gauck überhaupt jemand nach Sotschi eingeladen hatte. Den für die russlandkritischen Aussagen bekannten früheren DDR-Dissidenten hat in Russland wohl ohnehin kaum jemand herbeigesehnt.

Von den führenden Politikern wie Obama, Hollande, Merkel oder Cameron, hat bislang niemand seine Abwesenheit in Sotschi, sofern er sie bekannt gab, mit einem politischen Boykott begründet. Nur die litauische Präsidentin Grybauskaite und die C-Prominente aus der EU-Kommission Viviane Reding begründeten ihr Nichtkommen direkt mit Vorbehalten gegen die russische Politik. Sofort beherrschten die bis dato kaum beachteten Damen die ersten Schlagzeilen.

Die Hysterie rund um die Lage der Homosexuellen in Russland wird beizeiten mit manipulativen Methoden geschürt. Es wird der Eindruck erweckt, als sei in Russland die Homosexualität verboten und nicht lediglich ihre Propaganda als Norm gegenüber Minderjährigen. Der Westen muss aber akzeptieren, dass in anderen Gesellschaften andere Wertvorstellungen herrschen. Dieses Gesetz wird, wie soziologische Umfragen belegen, von einer breiten Mehrheit der Russen unterstützt. Initiiert wurde er dabei nicht von Putin, sondern in völliger Übereinstimmung mit demokratischen Standards vom Parlament. Eine (kaum in der Realität vorstellbare) Umfrage unter den Deutschen über die Notwendigkeit eines analogen Gesetzes würde mit Sicherheit einige Überraschungen bieten, wie die Online-Petition gegen die LGBT-konformen Schulpläne in Baden-Württemberg andeutet.

Derweil forcieren die USA die Sicherheitsthematik in Sotschi und brüskieren Russland mit der geplanten demonstrativen Verlegung der Kriegsschiffe ins Schwarze Meer. Der praktische Sinn dieses Schrittes wird nur fadenscheinig begründet (etwaige Evakuierungshilfe), dafür soll aber die "Inkomepetenz" der russischen Sicherheitskräfte angedeutet werden. Die offiziellen Vertreter Chinas erklärten dagegen, ihr Land habe vollstes Vertrauen in die russischen Sicherheitsmaßnahmen. Das sagt vieles über die politische Kultur der beiden Staaten aus. Man stelle sich das Geschrei vor, wenn Russen oder Chinesen im umgekehrten Fall Kriegsschiffe mit derselben Begründung an die US-Küste entsenden würden.

Ein weiteres Feld, auf dem versucht wird, einen Schatten auf Russland und die Spiele zu werfen, ist die Diskussion über die "Rekord-Kosten", die die Spiele angeblich durch Korruption verursacht haben. Was dabei gezielt übersehen wird, ist, dass Olympia 2014 lediglich als Anstoss für einen großflächigen Ausbau der touristischen Infrastruktur gedient hat, der ohnehin in den strategischen Plänen der regionalen Entwicklung vorgesehen war. Die Verwandlung der nordkaukasischen Region in eine moderne Tourismus-Region (die aufgrund von natürlichen Gegebenheiten sowohl für den Sommer-, als auch für den Winterurlaub geeignet ist), war schon seit langem überfällig. Die Infrastruktur, die heute geschaffen wurde und die sicherlich viel gekostet hat, weil vieles im Gegensatz etwa zu Mitteleuropa von Null an gebaut werden musste, wird auf Jahrzehnte hinaus ihren Nutzen bringen und der Armut und dem Terrorismus den Nährboden entziehen. Doch wie viel strategisches Denken kann man von Schreiberlingen erwarten, deren Vorgabe es ist, über Russland nur schlecht oder gar nicht zu erzählen?

3 Kommentare:

Kuchi hat gesagt…

Ich bin sicher Putin wird alles tun, um die Sicherheit der Spiele zu garantieren. Daran ändern auch die Terroranschläge von Wolgograd nichts, bei denen man davon ausgehen kann, dass hier auch der engste Freund der USA, Saudi-Arabien die Terroristen dort unterstützt. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

http://www.politikforen.net/showthread.php?148511-Putin-Saudi-Arabien-Terrorstaat!

E.K. hat gesagt…

Danke für diese treffende Einschätzung!

Anonym hat gesagt…

Wir haben es mit einer durchschaubaren Kampagne der Transatlantischen Propaganda zu tun, die eine Annäherung deutscher Wirtschaftskraft an russische Ressourcen und eine weitere Entfremdung Europas von den USA befürchten.

Homosexualität wird benutzt, um vermeindliche kulturelle Unterschiede zwischen West-Europa und Russland zu behaupten.
Tatsächlich denkt ein Großteil der Bevölkerung hierzulande in dieser Frage nicht anders, als die meisten Russen.

Grotesk - und ebenfalls propagandistisch motiviert - ist die Behauptung der USA, die Sportler seien in Sotschi nicht sicher.

Es war bekanntermaßen Russland, dass die USA vor den Boston-Bombern gewarnt hatte. Die arroganten Amis haben es offensichtlich ignoriert.

1996 gab es in Atlanta einen Bombenanschlag auf die Olympischen Spiele und an das Fiasko in Münschen, muss man wohl nicht erinnern.

Faktisch werden die Amis in Sotschi sicherer sein, als in den meisten abgewrackten Gegenden ihres eigenen Landes.