Sonntag, 31. August 2014

Hysterie rund um den "russischen Einmarsch" in der Ukraine

Die jüngste Medienhysterie rund um den vermeintlichen russischen Einmarsch in der Ostukraine soll den Boden für einen weiteren Dreh an der Sanktionsspirale vorbereiten. Ähnlich wie zuvor, als der Abschuss der malaysischen Boeing die Grundlage für Sanktionen lieferte, passiert es auch diesmal ohne stichhaltige Beweise und Anhaltspunkte. Europa ist wieder einmal zur Geisel der eigenen Rhetorik und der von den USA veordneten bedingungslosen Unterstützung der Kiewer Junta rund um den notorischen Lügner Poroschenko geworden.

Poroschenko, Jazenjuk und der ukrainische Generalstab hatten bereits in den vergangenen Wochen mehrfach lautstark von einer russischen Invasion getönt und die westlichen Märkte mit deren emotionalem Headline Trading immer wieder kurzzeitig in helle Aufregung versetzt. Für etwaige Zerstörungen der russischen Panzerkolonnen, wie sie ukrainische Generäle für sich beanspruchten, gab es jedesmal nicht den geringsten Videobeweis und zumindest Koordinaten. Klar ist, dass diese Märchen von einer russischen Militärpräsenz der eigenen hirngewaschenen Bevölkerung erklären sollen, warum die ukrainischen Truppen in ihrem Kampf gegen Separatisten bislang so ineffizient sind. Die westlichen Medien halten die eigene Bevölkerung offenbar für ähnlich dumm. Bei einer "Invasion" Russlands würde die russischen Truppen spätestens nach 6-7 Tagen in Lemberg und an der polnischen Grenze stehen.

Unter den "Beweisen" für die Beteiligung Russlands wird das Interview des Premierministers der Volksrepublik Donezk Alexander Sachartschenko zitiert, der die Präsenz der Russen zugibt. Sachartschenko spricht allerdings nirgendwo über reguläre Truppen Russlands, er spricht von russischen Freiwilligen, die allerdings nur einen kleinen Teil der aufständischen Streitkräfte ausmachen, die überwiegend aus Einheimischen bestehen. Dass zu den Freiwilligen vermehrt auch fachkundige Ex-Militärs zählen, liegt wohl in der Natur der Sache. Auch sprach Sachartschenko von russischen Soldaten, die in ihrem Urlaub mehrere Wochen lang lieber dem Donbass helfen, als am Strand zu liegen, was ebenfalls nicht unplausibel klingt. Insgesamt bezifferte er die Anzahl der aktuell kämpfenden russischen Staatsbürger in den Reihen der Separatisten auf etwa 1.000 Mann, was sich auch mit den NATO-Zahlen deckt. Insgesamt sollen im Verlauf des Konflikts ca. 3.000 bis 4.000 russische Bürger als Kämpfer im Donbass gewesen sein. Angesichts der historischen und ethnischen Verbinungen des Donbass und Russlands ist das sogar noch recht wenig.

Als zweiter "Beweis" sollen die neun gefangenen russischen Fallschirmjäger dienen, die auf ukrainischem Gebiet verhaftet worden waren. Der russische Generalstab erklärte dazu, dass diese sich verirrt haben, was von den westlichen Medien das sofort als lächerliche Ausrede abgetan wurde. Doch was die Medien nicht gesagt haben: die russisch-ukrainische Grenze ist trotz zahlreicher russischer Aufrufe im Verlauf der letzten 23 Jahre nicht markiert worden, vor allem, weil das der Ukraine zu kostspielig war. Geringfügige Grenzverletzungen durch die Militärs passieren weltweit hunderte Male jährlich. Erst vor wenigen Wochen überschritten 480 ukrainische Armeeangehörige zusammen mit Militärtechnik die Grenze nach Russland, um dem Kessel zu entkommen, in dem sie von den Separatisten eingeschlossen waren. Als Beweis für eine russische Invasion taugen die jetzt gefangengenommenen neun Russen herzlich wenig und sind vielmehr ein Glücksfall und gefundenes Fressen für die Propaganda der Ukraine.

Europa sollte sich besinnen und aufhören, in immer neue Propagandafallen der Ukraine zu geraten. Auch die kriegshetzerische NATO mit ihrem durchgeknallten Rasmussen und zweifelhaften Satellitenfotos sollte gebremst werden. In einem so sensiblen Bereich wie Sicherheit und Militär ist für Hysterie kein Platz, wenn selbst die OSZE vorort keine Truppen Russlands ausmachen konnte. Hoffentlich werden das die meisten Europäer verstehen und die selbstzerstörerische Sanktionsdynamik verurteilen. Der mediale Propagandawahnsinn, der auch Politiker unter Druck setzt, kann erst dann begrenzt werden, wenn Bürger kritische Distanz zu den Medien lernen und ihren Unmut über unseriöse und inobjektive Information durch Leserbriefe, Kommentare etc. deutlich und zahlreich zum Ausdruck bringen.

Sonntag, 24. August 2014

Im Königreich der Zerrspiegel

Deutschland, das Königreich der Zerrspiegel. Gerade in den letzten Wochen hat die koordinierte Verdrehung der Realität in den Mainstream-Medien rekordverdächtige Ausmaße erreicht, von der Politik ganz zu schweigen. Aus Weiß wird Schwarz und umgekehrt. Der skandalisierte russische Hilfskonvoi, der humanitäre Hilfe an die notleidende Bevölkerung in Lugansk brachte, wurde zur Provokation, Völkerrechtsverletzung und Invasion hochstilisiert. Bemängelt wurde, dass ausgerechnet Russland hier Hilfe leistet. Ja, wer denn sonst, wo bleibt die westliche Hilfe? Während Bomben auf Schulen beim nicht UN-legitimierten Krieg gegen Jugoslawien 1999 noch als humanitäre Intervention betitelt wurden, werden Nahrung und Medikamente für die Kinder von Lugansk in den westlichen Medien als Völkerrechtsverletzung verschrien. Gleichzeitig wurden die Versuche Kiews, den dringend benötigen Hilfskonvoi trotz stattgefundener Überprüfung hinauszuzögern, vollständig ignoriert. Bei so viel Zynismus und Verdrehung wird selbst Orwells Dystopie blass.

Währenddessen reist Angela Merkel nach Kiew und will dem dortigen Kriegsverbrecher-Regime 500 Millionen deutsche Steuergelder in den Rachen werfen, angeblich zur Aufbauhilfe. Doch auch die Milliardenkredite des IWF waren ursprüngluch für die Stabilisierung der Wirtschaft vorgesehen und wurden stattdessen größtenteils in den mörderischen Krieg invesiert. So auch in diesem Fall: bereits einen Tag nach dem Merkel-Besuch kündigt der Schokokönig des auf den Staatsbankrott zusteuernden Landes eine großangelegte Aufrüstung an. Für Sigmar Gabriel, der zuvor den Rheinmetall-Deal mit Russland gestoppt hatte und dies mit hochtrabenden Worten begründete, es gehe "um Menschenleben", stellt die aktuelle deutsche Unterstützung des Kiewer Regime, das die Städte im Osten des Landes gerade mit Artillerie in Schutt und Asche legt, offenbar kein moralisches Problem dar.

Zeitgleich lässt sich die militärische Katastrophe Kiews (siehe Beitrag unten) nicht mehr verbergen. Während Poroschenko heute, am nationalen Unabhängigkeitstag die öffentliche Aufmerksamkeit noch einmal mit einer pompösen Militärparade abzulenken versucht (mit dem ausgegebenen Geld hätte er der ukrainischen Armee 10.000 kugelsichere Westen kaufen können), feiern die Separatisten in Donezk diesen Tag mit einer symbolischen Gegenparade. In Anspielung auf den historischen Marsch der gefangenen Nazis durch Moskau 1944, lassen sie die gefangenen ukrainischen Truppen durch Donezk marschieren, gepaart mit einer Ausstellung zerstörter Militärtechnik. Wie schon 1944 säubern Reinigungsautos hinter dem Gefangenenmarsch die Straßen. Die wütende Reaktion der Menschenmengen auf die ukrainischen Soldaten ist eindeutig und widerlegt einmal mehr die absurde Kiewer Propaganda, nach der die als "Geisel" genommene Stadt nicht von der ukrainischen Armee, sondern von den "Terroristen" beschossen wird.


Dienstag, 19. August 2014

Wie der Krieg in der Ostukraine wirklich verläuft

Die deutschen Medien haben in den vergangenen Wochen den Eindruck vermittelt, die Rebellen stehen kurz vor der militärischen Niederlage und der Aufgabe der Schlüsselstädte Donezk und Lugansk. Darin folgen sie den offiziellen Verlautbarungen der ukrainischen Machthaber, die sich zwar immer wieder als Propagandalügen entpuppen (siehe z. B. "Vernichtung des russischen Konvois"), von denen aber kaum zu erwarten ist, dass die deutschen Medien sie endlich mit Vorsicht, gesunder Distanz und journalistischer Sorgfalt zu behandeln anfangen.

So demonstriert etwa Spiegel Online seit Tagen bei fast jedem seiner Artikel, die die Ukraine betreffen, eine absurde Karte des Kriegsgeschehens, die den Eindruck erweckt, Donezk werde bereits nicht mehr von den Rebellen kontrolliert, während Lugansk hoffnungslos umzingelt ist.


Mit dem aktuellen militärischen Geschehen hat diese Landkarte nur wenig gemein. In den vergangenen Wochen erlitt die ukrainische Armee eine große Niederlage im sogenannten Südkessel an der russischen Grenze. Zunächst hatten ukrainische Truppen versucht, die Separtistengebiete durch ein Vorrücken entlang der Grenze in die Zange zu nehmen. Durch gezielte Gegenangriffe haben jedoch die Rebellen diesen Plan vereitelt. Im Südkessel saßen bald etwa 5.000 ukrainische Militärangehörige mit jeder Menge Militärtechnik fest, abgeschnitten von der Außenwelt und völlig von der Führung in Kiew im Stich gelassen. Die Rebellen rieben sie nach und nach auf, so dass einige es vorzogen, sich den Rebellen zu ergeben oder auf das russische Territorium ausweichen mussten. Heute sind im ehemaligen Südkessel erschreckende Zeugnisse der ukrainischen Niederlage verstreut, wie etwa diese Überreste einer Lemberger mechanisierten Brigade (Achtung, sehr verstörende Bilder!)



Anschließend versuchten die ukrainischen Streitkräfte erneut, vom Südwesten her das Rebellengebiet zu zerschneiden und wichtige Straßen unter Kontrolle zu nehmen. Bei den Städten Krasny Lutsch und Miusinsk erlitten sie erneut eine Niederlage und gerieten in einen Südkessel 2.0, der aktuell genauso aufgerieben wird. Der Versuch, die Großstadt Gorlowka (ukr. Horliwka) nördlich von Donezk einzukreisen, hat bislang ebenfalls nicht funktioniert. Die wirkliche Situation stellt sich zum 26. August (aktualisiert) folgendermaßen dar:



Die ukrainische Seite erleidet katastrophale Verluste von bislang ca. 20 Tausend Mann, worunter Tote, Verwundete, Gefangene und Überläufer zusammengefasst sind. Die Kiewer Führung leugnet diese Verluste und reduziert sie offiziell um ca. Faktor 10. Die Wahrheit über das Kriegsgeschehen soll die Mobilisierung der Wehrpflichtigen nicht behindern, aber auch teure Zahlungen an Hinterbliebene ersparen, deren Angehörige bis auf weiteres als "vermisst" gelten.

Nichtsdestotrotz verfügt das 40-Millionen-Land über sehr große potenzielle Reserven und den noch zahlreich vorhandenen ehemals sowjetischen Waffenbestand. Die ukrainische Seite ist weiterhin überlegen, sie verfügt im Kriegsgebiet über ca. 50 Tausend Soldaten, etwa 600 Panzerfahrzeuge und 270 Artilleriesysteme. Die Rebellen verfügen aktuell über ca. 22 Tausend Mann, etwa 150 Panzerfahrzeuge und 50 Artilleriesysteme. Das Verhältnis hat sich in den letzten Wochen durch den Zulauf aus der lokalen Bevölkerung zugunsten der Rebellen verbessert, die anfangs noch aufgrund drückender personeller Unterlegenheit Gebiete preisgeben mussten, auch wenn sie der ukrainischen Seite empfindliche Verluste zufügten. Was die ukrainische Luftwaffe anbetrifft, ist sie nach zahlreichen Abschüssen stark dezimiert und spielt nur noch eine nachrangige Rolle.

Die ukrainische Seite meidet nach Möglichkeit den direkten Nah- und Straßenkampf und beschränkt sich am Liebsten auf wahllose Artilleriebeschüsse der von den Rebellen kontrollierten Städte aus der sicheren Entfernung. Das verursacht kaum Schaden bei den Aufständischen und trifft vor allem Wohngebiete. Seit langem wird gemutmaßt, dass das Ziel eines solchen Vorgehens ist, die Bevölkerung zu zermürben und zu demoralisieren. Die humanitäre Katastrophe soll dazu dienen, die illoyale Bevölkerung des Donbass möglichst nach Russland zu vertreiben.

Ursprünglich war das Ziel der ukrainischen Regierung, die Rebellen bis zum 24. August, dem ukrainischen Unabhängigkeitstag, zu besiegen. Das wird jetzt wohl kaum noch klappen. Die Rebellen übernehmen nach und nach die Initiative, halten die Schlüsselstellungen und verzeichnen sogar bescheidene Geländegewinne. Die Ukraine muss sich auf einen kriegerischen Herbst einstellen, der finanziell und politisch ruinös werden kann. Die Armee, die immer weniger Kampfmoral besitzt und unter anderem durch ultranationalistische "Politkommisare" sowie Privatarmeen der Oligarchen kontrolliert, eingeschüchtert und bei der Stange gehalten wird, kann irgendwann die Waffen gegen die dubiosen Putschisten in der Hauptstadt richten.