Donnerstag, 12. April 2007

La Russophobe

Mehrere russische Medien vermeldeten am Mittwoch, dass die ukrainische Oppositionsführerin Julia Timoschenko einen Artikel in der renommierten amerikanischen Zeitschrift Foreign Affairs mit dem Titel "Russland eindämmen" verfasst hat. Er soll Ende Aprils veröffentlicht werden. Darin wird der Westen aufgerufen, dem "traditionellen russischen Expansionismus" eine neue Politik entgegenzustellen, denn Russland sei das "geopolitische Herzstück der Welt" und der Fortsetzer der "gnadenlosen imperialistischen Tradition".

Timoschenko kritisiert, der Westen habe die Zeit nicht genutzt, als Russland schwach war, um es in das "System der Kooperation" einzubinden. Sie glaubt nicht daran, dass Russland irgendwann von seinem imperialistischen Wesen abkommt, egal wie seine Reformen verlaufen und sein Entwicklungstempo sein wird. Anschließend bringt sie den Gedanken auf den Punkt: der Westen sollte nicht mehr auf die inneren Reformen Russlands setzen, sondern Russland "aktiv Gegengewichte schaffen". Er soll Russland in allen Punkten hart anfassen, von Demokratie, Tschetschenien und Kosovo, bishin zu Iran, Energiecharta und "Erpressung der Nachbarn". Sie schreckt auch nicht davor zurück, Parallelen zwischen der heutigen Situation und der Appeasement-Politik der Briten und Franzosen gegenüber Hitler im Jahr 1938 zu ziehen.

Beobachter führen an, dass obwohl Timoschenko in ihrem Artikel nichts grundlegend neues zu sagen scheint, er jedoch eine bemerkenswerte und nie dagewesene Konzentration antirussischer Töne beherbergt. Doch warum braucht die Gasprinzessin diese Aktion ausgerechnet jetzt? Zwar hat sie ihre prowestliche Haltung nie verheimlicht, doch derartig offene Ausfälle gegen Russland hat man von ihr noch nicht gesehen. Und hat sie jetzt beim chaotischen Machtkampf im Inneren der Ukraine nicht alle Hände voll zu tun?

Wer genau hinguckt, braucht sich jedoch nicht wundern. Die Motive der "schönen Julia" liegen klar auf der Hand und sind wie immer gar nicht so hochfliegender Natur. Um mehr Einfluß im Machtkampf zu gewinnen, braucht sie ausländisches Geld. Davon hat sie in der Opposition bisher zu wenig erhalten. Timoschenko weiß nur zu gut, dass die Ukraine die Falken und die Neocons in Washington nur insofern interessiert, inwiefern man sie gegen Russland gebrauchen kann. Mit Hinblick auf die nächsten Wahlen bemüht sich Timoschenko daher jetzt nach Kräften, sich in ihren Augen als die beste Alternative zum schwächelnden Juschtschenko zu positionieren. Oder um es anders auszudrücken: sie möchte das westliche Füllhorn so drehen, dass seine NGO-überbrachten Segnungen nicht irgendwohin, sondern in ihren ausgebreiteten Rock regnen. Richtig dosierte Russophobie ist immer ein gutes Mittel, um Leute wie Cheney, McCain und Liebermann für sich zu begeistern.

Mehr Info (deutsch, russisch):
http://de.rian.ru/world/20070411/63457863.html
http://www.vremya.ru/2007/63/5/175966.html
http://www.newsru.com/world/11apr2007/sderzhivanie.html
http://www.strana.ru/stories/02/09/03/3144/310594.html

3 Kommentare:

Autor hat gesagt…

Julia Timoschenko hat zugeschlagen - mit einem Auszug aus dem Foreign Affairs-Text in der International Herald Tribune:
http://www.iht.com/articles/2007/04/16/opinion/edtymoshenko.php

Anonym hat gesagt…

Das Bild, in welchem Janukowitsch als Monster dargestellt wird, ist geschmacklos und der Verfasser sollte sich persönlich besser nicht auf dieses Niveau der persönlichen Schmähung herabbegeben, zumal J. dieses Aussehen allem Anschein nach durch Fremdverschulden beigebracht bekam. Man kann ihn als Politiker verachten oder kritisieren, wie auch immer, aber nicht auf diese Weise.

Anonym hat gesagt…

minus - null ahnung aber grosse klappe?