Freitag, 16. November 2012

Moralisierungs-Fetischismus

Welche Reaktion würde es wohl bei deutschen Politikern auslösen, wenn ihre russischen Kollegen von ihnen eine Erklärung zu den NSU-Morden in Deutschland fordern würden?

Leider gewinnen die profilneurotischen Moralisierungs-Fetischisten in der deutschen Führungskaste zunehmend die Oberhand über die Pragmatiker. Bei den Medien war das ohnehin schon immer der Fall. Doch geht es tatsächlich um Wertvorstellungen? Das darf angesichts der Doppelmoral stark bezweifelt werden, die Deutschland an den Tag legt, wenn es bei deutlich problematischeren, autoritäreren und geradezu obskuren Staaten nicht nur keine Kritik wagt, sondern ihnen auch noch im großen Umfang Waffen liefert.

Wie immer geht es nur um Geopolitik und um nichts anderes, während die Moralkeule als Instrument gebraucht wird. Die meisten Russland-Kritiker sind auf die eine oder die andere Weise mit Stiftungen, Denkfabriken und sonstigen transatlantischen Organisationen affiliert, in denen das öffentliche Vorgehen gegen Russland koordiniert wird. Das wichtigste Ziel ist es, eine allzu große Annäherung Deutschlands und Russlands zu verhindern, die sich beim freien Lauf der Dinge von selbst ergeben würde. Dieses Szenario ist in den transatlantischen Kreisen der Albtraum schlechthin und so schuften sich ihre Agenten in Medien und Politik regelrecht ab, um aus Russland ein Schreckgespenst zu machen. Hilfreich ist für sie dabei die Tatsache, dass die Unzufriedenheit der Menschen mit der Außenpolitik nur in äußersten Fällen zu wahren Protesten führt und das Wahlverhalten beeinflußt. Obwohl die Mehrheit der Deutschen die offiziell propagierte Russland-Skepsis nicht teilt, wird sich am Status Quo erst mal nichts ändern. Erst wenn die wirtschaftlichen Probleme in der westlichen Welt so stark zunehmen, dass die gesamte geopolitische Weltordnung hinterfragt wird, werden sich die transatlantischen Bande lösen. Momentan scheint es eine Frage des Wann, nicht des Ob.

Donnerstag, 1. November 2012

Die Amis machen vor, wie Demokratie funktioniert

Wenn es über Wahlen zu schreiben gilt, sind für die deutschen Medien Organisationen wie die OSZE, Europarat usw. traditionell das Maß aller Dinge. Als unschlagbarer Nachweis für die Fairness oder die Unfairness einer Wahl gilt das abschließende Fazit aus dem Munde der OSZE-Sprecher und Konsorten. Je nach politischer Windrichtung, werden mit der Berufung auf diese Organisationen "Autokraten" gegeißelt und den "fortschrittlichen Reformern" wie Juschtschenko oder georgischen Revolutionären Persilscheine ausgestellt, trotz teilweise 96%-iger Wahlsiege (á la Saakashvili 2003).

Doch vielleicht sollten sich die mißliebigen Janukowitsch in der Ukraine oder Putin in Russland, die die OSZE-Wahlbeobachter in Tausenden zu sich kommen lassen, ein Beispiel daran nehmen, wie solche Sachen im demokratischen Westen gehandhabt werden, wie man dieser unscheinbaren Fußnote entnehmen kann:

http://www.welt.de/newsticker/news2/article110228216/Texas-droht-OSZE-Wahlbeobachtern-Strafverfolgung-an.html