Samstag, 18. Januar 2014

Die Swoboda-Nazis und ihre Rolle in der ukrainischen "Demokratie"-Bewegung


Ob dieser Provokateur wohl in den USA überlebt hätte?
Als die ukrainische Regierung Ende November eine Kehrtwende machte und das Assoziierungsabkommen mit der EU auf Eis legte, wurde das der Anlass für empörte und zum Teil gewalttätige Proteste der prowestlichen Aktivisten. Zum Schauplatz der Unruhen wurde, wie schon zur Zeit der Orangenen Revolution von 2004, der Maidan, Kiews zentraler Platz. Die überwiegend aus den ärmeren und proeuropäischen Landstrichen der Westukraine stammende Jugend strömte in die Hauptstadt und verwandelte ihr Zentrum in eine verbarrikadierte Hochburg, die bis heute bestehen bleibt.

Der Protest "des ukrainischen Volkes" wurde nach der Peinlichkeit der Nicht-Unterzeichnung im westlichen politisch-medialen Umfeld ausgiebig bejubelt, obwohl sich mittlerweile eigentlich herumgesprochen haben dürfte, dass es kaum ein gespalteneres Volk gibt, als das ukrainische. Es begannen sogar Pilgerreisen zahlreicher westlicher Politiker in die Ukraine, um den Demonstrierenden und den Anführern der Oppositionen die Solidarität zu bekunden.

Was die westlichen Politiker und Medien bei dieser ganzen Geschichte gezielt ignorierten, ist die Tatsache, dass die Proteste nicht nur zahlenmäßig, sondern auch qualitativ im sehr erheblichen Maße von der rechtsradikalen Swoboda-Partei getragen wurden, die vor allem in der Westukraine einen hohen Zulauf hat und mit etwa 12% der Sitze in der Rada vertreten ist. Zu den drei Führern der Maidan-Opposition gehört neben dem hochgejubelten Klitschko von der Udar-Partei und dem eher blassen Timoschenko-Parteigenossen Jazenjuk der Lemberger Ultra-Nationalist Oleh Tjahnybok, der genauso wie andere prominente Vertreter der "Swoboda"-Partei durch Rassismus und Antisemitismus aufgefallen ist.

Das oppositionelle Trio Tjahnybok (links), Jazenjuk und Klitschko

Die ehemals unter dem Namen "Sozial-nationalistische Partei" bekannte Vereinigung ist eine xenopobe populistische Partei, die freundschaftliche Kontakte zur deutschen NPD, zur ungarischen Jobbik und vielen anderen europäischen Ultrarechten unterhält. Zu ihrem Programm gehört der klassische Set an rechtsradikalen und -populistischen Themen. Sie fordert die Einführung des Merkmals "ethnische Zugehörigkeit" im Personalausweis und nationale Quoten bei der Besetzung von Stellen in Poltiik, Verwaltung und Wirtschaft. Wie es sich für Nationalisten gehört, wird als wichtiger Punkt der Kampf gegen die Einwanderung propagiert, obwohl es im Grunde fast keine Einwanderung in die Ukraine gibt. Immer wieder benutzt Swoboda den Begriff "antiukrainische Tätigkeit". Diese soll als Straftatbestand in die ukrainische Gesetzgebung aufgenommen und mit Gefängnisstrafen geahndet werden. Der Hauptgroll der Partei richtet sich aber vor allem gegen den "Einfluss Moskaus".


Zu den Besonderheiten der Ukraine gehört, dass die selbsternannten Demokraten dort anders als in Europa nicht davor zurückschrecken, mit radikalen Nationalisten politische Allianzen einzugehen. In Europa scheint sich indes auch niemand daran zu stören, mit wem der "strahlende Held" Klitschko oder die Partei der Märtyrerin Timoschenko politisch verbündet ist. EU-Außenpolitikerin Catherine Ashton ließ sich von Tjagnybok beim Treffen mit der Opposition sogar bereitwillig die Hand küssen. Auch polnische Gäste wie etwa Jaroslaw Kaczynski scheinen sich mit der russophoben Swoboda gut zu arrangieren, ungeachtet derer starken Glorifizierung der ukrainischen Nationalisten der UPA-Armee, die 1943-1944 Zehntausende polnische Zivilisten in Wolhynien massakrierte. Ein Thema, das in Polen im Gegensatz zu Katyn kaum Beachtung findet, genauso wenig wie in Europa die Nazi-Kollaboration der UPA. In der gemeinsamen russophoben Extase sind solche Details unwichtig.

Ein nächtlicher Fackelzug der Swoboda in Kiew

Wer sich Bilder des Fahnenmeers auf dem Maidan anschaut, wird die hohe Anzahl der Swoboda-Fahnen (zum ukrainischen Dreizack gefortme gelbe Hand auf blauen Hintergrund), aber auch die vielen rot-schwarzen UPA-Fahnen und die Fahnen der paramilitärischen nationalistischen UNA-UNSO vorfinden. Aus dieser Ecke stammen auch die Provokateure, die auf die Polizei mit Metallketten, Armaturen und Baggern losgegangen sind, um sie zu medienwirksamen Gegenmaßnahmen zu zwingen. Aber auch die zahlreichen Zusammenstösse der letzten Tage werden immer wieder von der Swoboda forciert, die den aktivsten und aggressivsten Teil der Protestbewegung bildet. Die Schlägereien und die Blockaden im Parlament gehen sowieso zumeist auf ihr Konto.

UPA-Führer und Nazi-Kollaborateur Bandera
über dem besetzten Kiewer Rathaus









So sieht bei näherem Hinschauen die Protestbewegung in der Ukraine aus, die westliche Medien pauschal zur Bewegung für demokratische Veränderungen erklären. Wie schon im Bezug auf Islamisten in Syrien heißt die Devise im Rahmen des Blockdenkens Wegschauen und Heucheln.

Die Hauptstädter, die trotz ihrer überwiegenden Russischsprachigkeit bislang eher mit dem prowestlichen Kurs sympathisierten, durften jetzt eineinhalb Monaten ausgiebig ihre simpel gestrickten Gäste aus dem Westteil des Landes kennenlernen, die das Zentrum der schönen Stadt inzwischen in einen verbarrikadierten Saustall verwandelten. Die Kiewer, so hört man, sind nachdenklich geworden...

13 Kommentare:

Stirlitz hat gesagt…

Interessantes Detail am Rande: Die Nachkommen der Bandera-Leute in den USA, Kanada und Europa sind auch extrem antideutsch eingestellt. Das liegt daran, daß die Bundesrepublik aus ihrer Sicht zu eng mit Russland kooperiert. Es hat aber auch damit zu tun, daß sich hierzulande ukrainische Nazi-Kollaborateure vor Gericht verantworten müssen. Das wird in diesen Kreisen nicht gerne gesehen und was in den Foren entsprechend gepolter Exilukrainer in diesem Zusammenhang so alles über Deutschland gesagt wird, sollte mancher Politiker und Journalist mal lesen. Dann wäre es schnell vorbei mit der undifferenzierten Begeisterung für „die Opposition“.
Diesen Fehler machen unsere Eliten aber dauernd. Zum Beispiel im arabischen Raum. Da wird auch nicht unterschieden zwischen jungen Leuten, die mit einem korrupten Regime unzufrieden sind und Islamisten, die einen Scharia-Staat wollen. Alles ist „demokratische Opposition“.

der unbequeme hat gesagt…

Danke für die Ergänzung! Bandera-Leute sind in der Tat antideutsch eingestellt, allerdings gegen das moderne Deutschland. Für das Dritte Reich haben sie Bewunderung übrig, denn das hat immer eine Strahlkraft auf Nationalisten. Zudem dienten viele ihrer Idole (wie etwa Roman Schuchewitsch) in diversen SS-Divisionen und stellten Hilfstruppen (die oftmals die dreckigste Arbeit im Rahmen der Judenvernichtung und der Vergeltungsaktionen gegen die Zivilbevölkerung ausführten).

Kuchi hat gesagt…

Guckt euch mal das hier an:

Kiew: Mittelalterliches Katapult beschiesst Polizei mit Felsbrocken

http://www.youtube.com/watch?v=muy2Zy4SPqk#t=0

http://www.youtube.com/watch?v=APGnKRx67kI#t=0

Wütende Meute erschlägt fast Polizisten:

http://www.youtube.com/watch?v=DuwtltSFpyk#t=0

Stirlitz hat gesagt…

Viele Bandera-Leute und deren Nachkommen wohnen in den USA oder Kanada. Natürlich haben die schon spitzgekriegt, daß es nicht unbedingt imagefördernd ist, sich zum Dritten Reich zu bekennen. Also betonen sie, daß sie damals von zwei Übeln das kleinere hätten wählen müssen, das war das Deutsche Reich, weil sie ja den Kommunismus besiegen und die Russen rauswerfen wollten. Natürlich hätten sie den widerwärtigen Charakter des Regimes durchschaut, seien niemals Nazis gewesen etc, aber in der Not…. Vermutlich haben sie irgendwann auch darüber „nachgedacht“, warum Hitler ihnen nicht einmal einen Marionettenstaat gegönnt hat wie den Slowaken oder den Kroaten. Und auch bei Ihren neuen Freunden, wie den Kaczyński-Leuten oder ultrarechten Amerikanern werden Sympathien mit Nazideutschland nicht gerne gesehen. Sie distanzieren sich von Deutschland, aber nicht von der Ideologie. Häufig sind ja die größten Deutschen-Basher heute diejenigen, die während des Krieges besonders eng kollaboriert haben.

Anonym hat gesagt…

Wie tief muss man sinken, damit man sogar Nazis als ´pro-europäische-Freiheitskämpfer´ begrüßt?

der unbequeme hat gesagt…

@ Stirlitz

Ich habe im Internet genug dieser schwachsinniger Typen kennengelernt, die tatsächlich heute noch daran glauben, dass Hitler eine unabhängige Ukraine begrüsste. Auf Nachfragen hin, was mit der Nazi-Rassenideologie ist, mit dem Lebensraum im Osten, mit Generalplan Ost etc., sagen Sie, dass sei sowjetische Propaganda...

Mit diesen Menschen zu diskutieren ist wie mit einem religiösen Fanatiker zu diskutieren...

@ Kuchi

Danke für die Links. Das sind Aufnahmen, die dem deutschen TV nicht ins Konzept passen.

Kuchi hat gesagt…

@der Unbequeme

Die Ukrainer tun mir leid, da sie zu spät noch einen Teil des goldenen West-Kuchens abhaben wollen. Für sie hätte die EU nach einer Integration nur noch Kartoffelschalen übrig. Wichtig ist dieses Land für den Westen, wie auch schon Polen, Ungarn, Tschechien, va. als neuer Absatzmarkt für die eigenen Produkte, sowie die Inbesitznahme des dortigen Marktes durch ihre eigene Präsenz, nachdem die Ukraine durch allerlei EU-Gesetze gebunden ist, vielleicht auch noch als Reservoir an billigen Arbeitstieren, die ihr Glück im Westen suchen. Die ukrainischen Unternehmen könnten ihre derzeitigen Marktnischen jedenfalls nicht lange behaupten. In Polen gehören inzwischen 10 von 10 Handelsketten Ausländern, genauso in CZ. Das gleiche Bild bei Banken, Industrie, Telekommunikation. Noch fliesst Geld ins Land, da alle dort investieren, aber irgendwann wird Polen enden wie Griechenland. Negative Handelsbilanz seit vielen Jahren, letzter Platz in der Patentstatistik (300 EU-Patente in 2010/ Deutschland über 25.000). Ganz Osteuropa liegt was Innovation und Technologie angeht in Wahrheit weit zurück. Eine wirkliche Konkurrenz zu Produkten von Weltfirmen im Nachbarland ist unmöglich. Polen wird bald zu deutschem Eigentum, Tschechien ist es bereits. Die Stimmung in Polen ist schlecht, weil alle intuitiv kapieren, dass Polen und seine Bevölkerung langsam ausverkauft wird.

Kuchi hat gesagt…

Es ist wie im Krieg, der gesamte Maidan-Platz lodert in Flammen:

http://ukrstream.tv/

der unbequeme hat gesagt…

Es ist nicht ganz der Maidan, es ist eine benachbarte Straße, die Richtung Regierungssitz und Parlament führt. Nachdem die Polizei dort den Durchgang abgeschirmt hat, haben die Randalierer ihrerseits Barrikaden aufgebaut und zünden jetzt vor den Polizisten Autoreifen an.

Grundsätzlich stimme ich Dir zu, die osteuropäischen Staaten leiden an einem totalen Absinken in die Bedeutungslosigkeit und Abhängigkeit, begleitet von einer Massenauswanderung. Selbst dort, wo der Lebensstandard noch nicht ganz so desolat ist (Polen, Tschechien im Vergleich zu Bulgarien oder Rumänien).

Hans Springstein hat gesagt…

Danke für den Text samt der enthaltenen Informationen

Daniel Leon Schikora hat gesagt…

"Bandera-Leute sind in der Tat antideutsch eingestellt, allerdings gegen das moderne Deutschland. Für das Dritte Reich haben sie Bewunderung übrig, denn das hat immer eine Strahlkraft auf Nationalisten."

Tatsächlich sind die Erben Banderas im schlechtesten Sinne "prodeutsch", nicht nur geschichtspolitisch mit Blick auf den Hitlerfaschismus, sondern auch hinsichtlich der gegenwärtigen "germanozentrierten" (Chevènement) Europäischen Union, deren "Sicherheitsstrukturen" auch die Neofaschisten von "Swoboda" gern bis an die ukrainisch-russische Grenze reichen sähen.

Gäbe es ein modernes Deutschland - eine republikanische Nation, die bereit wäre, die souveräne Gleichheit anderer bürgerlicher Nationalstaaten zu respektieren, anstatt die tschechische, italienische, spanische, niederländische, serbische, griechische, ukrainische, belorussische ... Souveränität prinzipiell in Zweifel zu ziehen -, so nähme "Swoboda" einem solchen Deutschland gegenüber tatsächlich eine feindselige Haltung ein.

Anonym hat gesagt…

Tja, mich erinnert das ganze einwenig an Syrien - oposition, die ganz offen von den USA und EU unterstützt wird, und DER MEGABÖSE MAFIA-DIKTATOR, der sein eigenes Volk zum Frühstuck frißt. Man zeigt gerne bilder, wo angeblich die armen opositionskämpfer getötet werden, sagt aber kein wort zu dem, was die anrichten. Deutsches TV, du tust mir leid. Aber ich frag mich, WER braucht denn diesen ganzen mist? Wem gefahlen die Regierungen in den ländern, die mit Russland kooperieren nicht? Vorgestern war Lybien mit dem bösen Tyran Gaddafi (Liest mal WARUM die hübsche Vanessa Hessler ihren job bei Alice verloren hat, es wird Euch zeigen, in welcher DEMOKRATIE wir leben), gestern war Syrien und Assad-Monster, heute - Ukraine und Janukowitsch-Diktator. Ich frag mich jetzt mal ernst, wer ist denn morgen an der reihe??

MfG

JM

Stefan hat gesagt…

Zunächst mal, woher stammt die Information, dass die Swoboda schon frühzeitig dominierend auf dem Maidan war? Ich habe da von ukrainischen Freunden anderes gehört. Demnach waren zwar Swoboda-Leute von Anfang an dabei, aber dominierend waren sie nicht. Erst als die gewalt wenige Tage vor dem Machtwechsel eskalierte gewannen sie Oberwesser. Haute ist der Maidan fest in rechter Hand.

Immer wieder haben westliche Politiker mit Rechtsextremen zusammengearbeitet, mir fallen da diverse lateinamerikanische Putschistenregime ein, aber auch während der Balkan-Kriege. Also nichts neues.