Dienstag, 9. September 2014

EU-Politik: Verlierer im fremden Interesse

Das nächste Sanktionspaket gegen Russland ist geschnürt und wartet auf die Umsetzung. Im vorauseilendem Gehorsam und ohne die nächsten Sanktionsschritte der USA abzuwarten, prescht die EU vorwärts und treibt die Eskalation voran, während in der Ostukraine die Zeichen gerade auf vorsichtige Entspannung stehen. Es heißt, nur wenn Russland seine Soldaten aus der Ukraine abziehe, sei die EU bereit, auf Sanktionen zu verzichten. Wie schon beim Absturz der MH17, sind Beweise nicht zwingend notwending. Wichtig ist nur die Logik der eigenen Rhetorik, die die EU zu destruktivem Aktionismus verpflichtet.

Das vorgetragene Ziel, Russland "zum Einlenken" in der Ukraine-Haltung zu bewegen, ist genauso naiv wie utopisch, obwohl eigentlich nach dem ganzen verpatzten Entweder-Oder-Gezerre um die Ukraine keine Blauäugigkeit mehr seitens der EU noch richtig überraschen kann. Die Europäer unterschätzen hier mal wieder, um welch substanzielle Dinge es für Russland in der Ukraine geht und welchen langen Atem die Russen hier im Gegesantz zu den Europäern mitbringen.

Um was geht es den beiden Seiten, wenn sich die Sanktionsspirale immer weiter dreht?

Für die Russen geht es um die Millionen unterdrückter Landsleute, die vor nicht allzu langer Zeit das Pech hatten, sich jenseits der bis dato virtuellen Grenzen wiederzufinden und denen heute nicht nur elementare Bürgerrechte fehlen, sondern schlichtweg Sicherheit vor dem Bombenhagel und den rechtsradikalen Verbänden, die in den Donbass geschickt werden. Den Russen geht es um die einst brüderliche Ukraine, die historische Wiege der ostslawischen Zivilisation, mit Tausenden Verbindungen jeder Art nach Russland, die durch verdeckte westliche Wühlarbeit der letzten 23 Jahre im Begriff ist, ein extrem feindliches Gebilde direkt vor der Haustür zu werden, das durch potenzielle NATO-Militärbasen im Osten des Landes die russische Sicherheit und politische Handlungsfähigkeit direkt bedrohen kann. Und, last but not least, geht es den Russen bei dieser Konfrontation im weitesten Sinne um nicht weniger, als um den Erhalt der Selbstachtung und der Souveränität des eigenen Landes, Dinge die im Grunde keinen Preis haben. Wenn die Europäer denken, sie könnten die Russen mit Druck und Strafmaßnahmen "zum Einlenken" in der Ukraine-Frage und zum tatenlosen Zuschauen bei den erwähnten Vorgängen zwingen, dann kennen sie weder die russische Mentalität noch die tiefe Bedeutung der Ukraine für Russland. Hoffnungen, dass Putin irgendwann innenpolitischen Gegenwind bekommt, sind absolut unbegründet. Jede weitere aggressive Handlung der EU wird die Konsolidierung der russischen Gesellschaft um Putin herum (mit seinen aktuell rekordverdächtigen 85% Zustimmung) und die nachhaltige Entfremdung gegenüber Europa immer weiter verstärken. Da hilft es auch nicht, diese Entwicklung "Putins Propaganda" zuzuschreiben und die Russen als unmündige Schäfchen zu porträtieren. Über die Sicht und die Argumente des Westens wissen die Russen heute deutlich besser Bescheid, als umgekehrt, von der wahren Lage in der Ukraine ganz zu schweigen, die sie millionenfach durch persönliche Kontakte mitbekommen.

Im Gegensatz dazu, geht es Europa bei der Konfrontation mit Russland und der potenziell endlosen gegenseitigen Schädigung durch Sanktionen um keine so hehren Ziele. Es geht im Grunde um nichts anderes, als um den Erhalt der alten Ordnung und die Einhaltung der transatlantischen Vasallentreue, die der große Bruder mit ebenso geschickten wie dubiosen Methoden zu sichern weiß. Gerade ein Land wie Deutschland, das besetzt, bevormundet, belauscht und bestohlen wird (Stichwort Goldreserven) bemüht sich im Sirenenklang der Systemmedien um die Konservierung der aktuellen Zustände. Es mag sich gar nicht mehr vorstellen, wie sich wahre Souveränität und vollwertige Selbstachtung anfühlen und dass das Dinge sind, für die andere Länder noch zu kämpfen bereit sind. Ihre Opferbereitschaft und Durchhaltevermögen dürften dabei deutlich größer sein, als bei denen, die sich aus lauter Vasallentreue schädigen.

Leider erkennen nicht alle Normalbürger hinter den offiziösen Propagandaphrasen die wahre Bedeutung und das wahre Wesen der aktuellen Konfrontation: als eine Herausforderung der bröckelnden US-Hegemonie, die sich je nach Ausgang dieses Kampfes entweder noch schneller auflöst oder aber noch einmal auf Jahrzehnte hinaus verfestigt. Wieder einmal in der Geschichte wirft Russland den Hegemonialbestrebungen eines mächtigen Aggressors den Fehdehandschuh, wieder einmal hängt davon die Freiheit Europas ab. Als deutscher Bürger sollte man sich überlegen, ob der wirtschaftliche Schaden, den Deutschland aktuell und in Zukunft anstelle des eigentlichen Drahtziehers der Krise erleidet, die uneingeschränkte Solidarität weiterhin rechtfertigt.

4 Kommentare:

Zbig hat gesagt…

Zbigniew Brzezinski gratuliert Putin auf Twitter:
http://twitter.com/zbig

"Congratulations to Putin: No one has ever succeeded until now in turning 40 or so million Ukrainians into anti-Russians!"

Bergen hat gesagt…

Der Bürger sollte überlegen und die vom Bürger gewählte Politik sollte demnach dann auch mal handeln. Globale Beziehungen zu transatlantischen Partnern sind ja das eine, das andere weitaus Schlimmere ist jedoch mit Sanktionen der eigenen Wirtschaft zu schaden, wobei die Erfolgsaussichten, etwas positives zur Entschärfung zu bewirken auch noch als äusserst vage bezeichnet werden dürfen das weitaus schlimmere.

Anonym hat gesagt…

@Zbig

Brzezinski ist ein alter Welteroberer. Als die Botchaft der FR angegriffen wurde habe ich folgenden Kommentar geschrieben:

Die Saat ist schon längst aufgegangen, die in den Schulbüchern abgedruckt, in den Universitäten gelehrt, in den Kirchen gepredigt und in den Zeitungen (z.B. Ukraine Nachrichten), geschrieben, in den Main-Stream-Medien gesendet und von den NGOs infiltriert wurde!
Hunderte Demagogen, Aufwiegler und Russland-Hetzer gehört seit 1990 zu den ständigen „Besucher“ die die Menschen in der Ukraine ideologisch auf einen Krieg gegen Russland vorbereiteten.
Einer die schlimmste Demagoge und Aufhetzer ist der sogenannte Politologen und Ukraine-Experten Andreas Umland. Von der Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, mit dem Geld der Gläubigen, in die Ukraine geschickt, gehörte er zu den führenden Ideologen und nicht nur er und nicht nur er alleine!
5,5 Milliarden ließen sich alleine die USA diese -Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Ukraine-, kosten!
Ich war 1998 das letzte mal bei meinen Freunden in der Ukraine und war entsetzt über die Geschichtslügen und den schäbigen Chauvinismus, teilweise schon damals anzutreffenden - Faschismus, in den Schulbüchern. Die Schulbücher, hier speziell die Geschichtsbücher sahen aus wie Schulbücher aus den 3. Reich. Damals waren die Juden an allem Schuld, heute sind es die Russen. So wie die Juden im 3. Reich entmenschlicht wurden, wurden und werden heute die Russen entmenschlicht.
Was wir heute vor der Russischen Botschaft gesehen haben, ist das Produkt dieser ideologischen Gehirnwäsche, vor allen Dinger, an der ukrainischen Jugend!

Wo faschistische Kollaborateure und Massenmörder (Bandera) als Helden verehrt werden kann nur so eine Jugend gedeihen!

So wie im 3. Reich schickt man jetzt die gehirngewaschene Jugend auf die Straße und führt mit ihr einen Krieg gegen das eigene Volk!

Die Sendung des ukrainischen TV-Senders -hromadske.tv- ist eine weitere ideologischen Vorbereitung auf den Krieg. Nach der Entmenschlichung der Massen, kommt der Krieg!

Ich war seit dem nie wieder in der Ukraine! Die mir gebliebenen Freunde sind seitdem immer zu mir gekommen.

Anonym hat gesagt…

Unabhaengig von diesem Artikel ein Kommentar zu Verlinkungen zu Wikipedia: Die Wiki-Artikel etwa zur Krim
http://de.wikipedia.org/wiki/Krim
unterliegen staendiger Editierung und da wird auch geschichtliches nicht verschont:
neue Version Abschnitt "Russisches Kaiserreich":
Im Dezember 1917 wurde nach der Oktoberrevolution auf der Krim von den Krimtataren die Volksrepublik Krim ausgerufen, der erste Versuch einer säkular-demokratischen Ordnung in der islamischen Welt. Sie wurde nach einigen Monaten im Januar 1918 von den Bolschewiki zerschlagen und durch die Taurische Sowjetische Sozialistische Republik (russisch: Советская Социалистическая Республика Тавриды) ersetzt. Diese hielt nur einige Wochen, bis Truppen der ukrainischen Volksrepublik in die Krim einmarschierten.


Der letzte Satz wurde erst kuerzlich hinzugefuegt. Es gibt weitere Beispiele: Stichwort "Russifizierung"
Die verschiedenen Versionen zum ganzen Themenkomplex Ukraine, Russland, Krim zu analysieren koennte interessant sein.