Dienstag, 9. Februar 2010

Die Agonie der Gasprinzessin

Die Stichwahl in der Ukraine offenbarte einen Sieg von Viktor Janukowitsch, der mit 49% der Stimmen drei Prozentpunkte vor der ehemaligen orangenen Revolutionärin landete. So weit, so gut, sollte man meinen. Doch das Kasperle-Theater Timoschenkos geht weiter. Sie hat bereits angekündigt, den Sieg Janukowitschs nicht anzuerkennen und gegen das Wahlergebnis gerichtlich vorzugehen, weil es angeblich gefälscht ist.

Mit einer derart sturen Einstellung offenbart die Gasprinzessin nicht nur ihr undemokratisches Wesen, was sie zunehmend auch in Europa isoliert. Sie zeigt auch wieder mal, dass Logik und gesunder Menschenverstand nicht ihre Dinge sind. Vor der Stimmenauszählung gab es 6-8 Exit-Polls von unterschiedlichsten medialen und soziologischen Stellen, die in ihren Sympathien verschiedenen Lagern zuzuordnen sind. Doch sie alle haben weitgehend übereinstimmende Ergebnisse präsentiert, die sich am Ende auch mit dem offiziellen Endergebnis deckten. Wenn die Wahl gefälscht war, muss Janukowitsch also auch alle Exit-Polls gefälscht haben. Und auch das Statement der OSZE-Beobachter, dass die Wahlen "vorbildlich demokratisch" verlaufen seien, ist dann wohl auch auf Janukowitschs Manipulationen zurückzuführen...

Die Agonie Timoschenkos, die jetzt wild und verzweifelt um sich schlägt, ist verständlich. Es geht schließlich um ihre politische Karriere. Beobachter äußern die Vermutung, dass ihr politischer Block nach der Niederlage zerfallen könnte. Die machthungrige und machtgewohnte Frau könnte also plötzlich ihr politisches Gewicht in der ukrainischen Politiklandschaft verlieren und ein Comeback wäre äußerst fraglich. Um den Schaden zu begrenzen, sollte Timoschenko den sinnlosen Kampf um das Wahlergebnis möglichst früh beenden, sich als eine demokratische und faire Verliererin präsentieren und auf das Beste bei den nächsten Parlamentswahlen hoffen. Damit wären dann das Gesicht und die Glaubwürdigkeit zumindest teilweise gewahrt.

Währenddessen lässt sich in der Westpresse, die von dem gesamten Vorgängen in der als gewonnen geglabten Ukraine unangenehm berührt ist, viel Müll zur Ehrenrettung von Juschtschenko nachlesen. Dass er inkompetent ist und miserable Führunsqualitäten hat, lässt sich ja nicht leugnen. Doch dass in der Ukraine jetzt Pressefreiheit herrsche und die Wahlen frei ablaufen, wird als sein Verdienst und der Verdienst der Orangenen Revolution hingestellt. Doch konnten die orangenen Revolutionäre auch anders, nachdem sie in ihrem Machtkampf auf die Unterstützung und die Gelder des Westens gesetzt haben? In einem russischen Sprichwort heißt es: hast du dich einen Topf genannt, kriech in den Ofen. Die einzige Möglichkeit zur Macht war für die Revolutionäre die demokratische Fassade und so konnten sie anschließend von diesem Weg nicht mehr abweichen, um in ihrem nationalistischen Kleinkrieg mit Russland nicht vollständig von jeglicher Unterstützung isoliert zu sein. Das heißt jedoch nicht, dass es sich bei ihnen nicht um gnadenlose Opportunisten handelt, die unter anderen Umständen autoritär regieren würden. Juschtschenko ließ seine diktatorischen Neigung zumindest bei der Ernennung der Gouverneure (etwas, wofür Russland in Grund und Boden kritisiert wird) und seine Verachtung der öffentlichen Meinung bei der Frage des NATO-Beitritts sowie bei der posthumen Ehrung von dubiosen Nazi-Schergen durchblicken.