Freitag, 21. August 2015

Die Plattform Bellingcat und ihre "Beweise" gegen Russland

Dies ist eine Übersetzung aus dem einflußreichen russischen Blog Colonel Cassad, der sich der Ukraine-Krise und dem aktuellen Informationskrieg widmet.

Seit Beginn der "Anti-Terror-Operation" in den beiden ukrainischen Gebieten Donezk und Lugansk ist der Nachweis der russischen Militärpräsenz auf dem Gebiet des souveränen Staates nicht nur für die ukrainischen Politiker und Journalisten der Traum schlechthin, sondern auch auch für Mitarbeiter der ausländischen Aufklärungsdienste, die in der Ukraine getarnt als OSZE-Beobachter, Inspektoren, Berater, Touristen oder Geschäftsleute seit 2014 massenhaft unterwegs sind.

Bis heute ist es dieser kunterbunten Mischung, mit ihrer neuesten Technik, ihren Satellitentechnologien und ihrem breiten Agentennetz immer noch nicht gelungen, die Präsenz von russischen Armeeeinheiten im Donbass mehr oder weniger klar zu beweisen. Die veröffentlichten Fotos zeigen uns veraltete und ausrangierte Technik, die keinen Bezug zur russischen Armee hat. Die Handvoll gefangengenommene "russische Soldaten" erweisen sich beim näheren Hinschauen zwar als russische Bürger, doch ihre Demobilisierung aus der Armee erfolgte viele Monate oder viele Jahre bevor sie die Grenze zur Ukraine überschritten hatten. Alle Behauptungen von hochrangigen Vertretern der ukrainischen oder amerikanischen Aufklärung, dass es unwiderlegbare Beweise für russisches Militär im Donbass gäbe, werden buchstäblich am nächsten Tag von noch hochrangigeren Personen aus den selben Diensten dementiert.

Eliot Higgins entlarvt die syrische Armee
Wer sind diese Leute, die alle Aufklärungsdienste der Welt übertroffen haben, die trotz neuester Technologie und Zehntausenden erstklassiger Spezialisten eine russische Aggression bislang nicht überzeugend belegen konnten? Alles Geniale ist bekanntlich einfach: hinter der Plattform, die die russische Aggression und die perfiden Welteroberungspläne entlarvt hat, steht ein bescheidener Typ aus England mit einem kaum bekannten Namen. Eliot Higgins, der hinter den meisten sensationellen Behauptungen steht, hat nie in der Armee gedient und erst recht nicht bei der Aufklärung gearbeitet. Er zählt nicht zu allgemein anerkannten Genies und hat noch nicht einmal einen Hochschulabschluss. Der einfache Kerl verbrachte einen Großteil seines Lebens beim Computerspielen, was er nicht bloß selbstvergessen, sondern fanatisch tat. In den Pausen zwischen den Spielen, hat er es geschafft, zu heiraten. Im Endeffekt kam ein Kind zur Welt, das sich (wie Higgins bald klar wurde) nicht mit Spielgeld ernähren ließ. Die Ehefrau stellte immer häufiger die banale Geldfrage. Da hat Higgins plötzlich herausgefunden, dass seine Berufung die Aufklärung ist. Gerade entbrannte der Konflikt in Syrien.

Wenn Sie denken, dass Higgins einen großen Kredit bei der Bank aufgenommen, ein Büro eröffnet, teure Technik gekauft und hochqualifizierte Spezialisten eingestellt hat, die früher bei MI6, CIA oder Mossad gearbeitet hatten, dann haben sie sehr veraltete Vorstellungen von Leben. Um die zahlreichen Aufklärungsdienste der Welt zu übertreffen, benötigte unser Genie nur ein altes Notebook und seine große Computerspielerfahrung. Higgins schaute sich Tausende Youtube-Videos an und analysierte soziale Medien, um Militärtechnik zu finden. Dabei nutzte er die US-Aufklärungstechnologie OSINT (Open Source Intelligence) sowie die Geolokation aus offenen Quellen (Verknüpfung von Foto- und Videomaterial mit der Lanschaft anhand von Google Maps). Genial? Natürlich. Wie konnte bloß niemand vor ihm auf diese Idee kommen? 

Der vorher niemandem bekannte Higgins wurde unerwartet zu einem der führenden Experten bei der Entlarvung "blutiger Regime", die gerade aus diesem oder jenen Grund den USA und ihren NATO-Partnern nicht mehr genehm waren. Der Mann ohne militärischer oder technischer Ausbildung beginnt regelmäßig Vorträge bei Google-Konferenzen zu halten, wo er als Guru der Internetrecherche präsentiert wird. Er kommt sogar zum Lächerlichen: Higgins beginnt, private Aufklärungsfirmen der USA zu konsultieren, auch halten sich Gerüchte, dass Regierungsstellen seine Dienstleistungen anfragen. Als die USA dringendst Beweise für die Verwendung chemischer Waffen durch Assad gegen die Rebellenarmee benötigten, war es Higgins, der die nötigen "Beweise" erbrachte.  

Wie es sich gehört, hat sich seitdem der Wohlstand von Higgins sichtlich gemehrt, er konnte nichtnur sein altes Notebook austauschen, sondern eröffnete ein Büro in Leicester. Dort befindet sich heute das Hauptquartier von Bellingcat. Higgins gründet zwei Unternehmen: Brown Moses Media Ltd. und Eliot Higgins Consultancy Ltd.

Als sich jedoch die USA von der Idee des Kriegs gegen Syrien distanzierten, widmete Higgins mit seiner neuen Plattform Bellingcat die ganze Aufmerksamkeit der Ukraine. Seine Recherchen sind sentstionell, auf ihn berufen sich reputable Quellen, seine Reports benutzen in ihrer Arbeit nicht nur einige Aufklärer, sondern auch Politiker. Der Wohlstand Higgins' wächst weiter. Er ist fast immer in Europa und der Ukraine unterwegs. Higgins behauptet, dass er ein unabhäggiger Experte ist und lediglich von Sponsoren lebt, die ihm seine schwere Arbeit zum Nutzen der Öffentlichkeit ermöglichen. Im Interview für die Huffington Post erzählt Higgins, dass er 2014 £50.891 von 1701 Spendern bekommen hat. Diese Summe sollte kaum kaum ausreichend sein, um ein Büro, eine Plattform, eine Familie und Mitarbeiter zu unterhalten und obendrein die zahlreichen Reisen zu finanzieren. Höchstwahrscheinlich lügt Eliot, wenn er von seiner Unabhängigkeit erzhählt und die Zusammenarbeit mit internationalen Aufklärungsdiensten abstreitet.

Sind die Recherchen von Higgins so tadellos, dass Ihnen professionelle Aufklärer Glauben schenken? Mitnichten. (Der Spiegel präsentierte den Bellingcat-Bericht zu MH17 zuerst als große Sensation, musste sich aber nach einen Kritiksturm an den Arbeitsmethoden von Bellingcat wieder davon distanzieren -- Der Unbequeme). Viele von Ihnen halten der Kritik nicht stand. Doch sie haben einen Vorteil, der alle Nachteile überwiegt: Higgins Ergebnisse sind sehr bequem. Er findet immer nur das, was seine "Fans" von ihm erwarten. Higgins wird sich nie der Frage widmen, wer und aus welchen Positionen auf die Maidan-Menge in Kiew schoss. Er, der theoretische Waffenexperte, wird sich nie fragen, welche Scharfschützengewehre, dafür verwendet wurden. Ihn interessiert nicht, wessen Mine den Bus bei Wolnowacha am 13. Januar 2015 durchsiebt hat, wer Kramatorsk am 10. Februar oder die Bushaltestelle in Donezk am 22. Januar mit Dutzenden Toten beschoss. Bei seinen zahlreichen Ukraine-Reisen, zieht er es vor, nur Kiew zu besuchen, wo er mit Freude in einem der Oligarchen-Hotels empfangen wird.
Higgins gibt dem regierungstreuen Sender Hromadske.tv im 5*-Opera-Hotel in Kiew ein Interview über russische BUKs
Hier ist ein Beispiel, der die Arbeit Higgins' selbst denjenigen besser verständlich macht, die wenig von Geolokation und Aufklärung verstehen. Fast jeder von uns hat wenigstens ein mal die Landkarten von Google genutzt. Oftmals erkennen wir bekannte Orte nicht auf Anhieb, weil Google seine Aufnahmen nicht häufig genug erneuert. Google ist nicht imstande, von allen Gebieten tägliche Aufnahmen zu machen. Wenig bedeutsame oder unbebaute Gegenden werden nur ein Mal im Jahr fotografiert, manche sogar ein Mal in drei Jahren. Doch Higgins hat irgendeine uns unbekannte Version von Google oder er ist ein Meister der Fotomontage geworden, was wahrscheinlicher ist. Selbst Satellitenaufnahmen von Feldern und Hügelhängen in der Ukraine werden just dann erneuert, wenn Higgins es benötigt, um der Welt eindrucksvolle Einschusslöcher von russischen Geschossen oder Fahrspuren russischer Militärtechnik zu zeigen.

Die vom russischen Verteidigungsministerium zum Thema MH17 bereitgestellte Daten hat Higgins mit Berufung auf FotoForensics als gefälscht gebrandmarkt. Dieser Service erlaubt es, Bearbeitungsspuren auf beliebigen Aufnahmen zu identifizieren. Doch später sagte Dr. Neal Krawertz, der Erschaffer von FotoForensics, er konnte auf den zuvor von Higgins untersuchten russischen Aufnahmen keine Bearbeitungsspuren ausfindig machen.

Aktuell untersucht Higgins mit seinem Bellingcat-Team die Fakten des unaufhörlichen Beschusses von Donezk. Unter Beachtung der früheren Erfahrungen können wir demnächst vermutlich erfahren, dass Donezk von russischen Militärs oder von den Aufständischen selbst beschossen wird. All das wird durch Google-Satellitenbilder, Kalkulationen, Fotos und Schlussfolgerungen des Weltklasse-Experten Eliot Higgins begründet werden. Apropos, im Team von Bellingcat gibt es eine frische Verstärkung: Ruslan Leviev, Mitglied des "Antikorruptionsfonds" des russischen Oppositionspolitikers Alexei Nawalny. Leviev sorgte für Aufmerksamkeit, als er, ohne seine Moskauer Wohnung zu verlassen, angeblich den Tod eines ganzen Bataillons (16. OBrSpN GRU) in der Ukraine herausfand. Die Offenbarungen Levievs sind beliebt bei russischen oppositionellen Medien sowie in der Ukraine. Der "Whistleblower" selbst kämpft nach eigenen Angaben aktiv gegen die bestehende Staatsmacht in Russland und ruft zu ihrer gewaltsamen Vertreibung auf.

Das Phänomen der "unabhängigen" Plattform Bellingcat und ihres "unbestechlichen" Erschaffers Eliot Higgins ist mehr als klar.  Das ist eine weitere Augenwischerei durch westliche Geheimdienste, um skandalträchtige sensationelle Desinformationen nicht aus eigenem Mund in den Raum werfen zu müssen. Unterm Strich ist für die gefälschten Angaben, die erfahrene Geheimdienstler und Analytiker Bellingcat unterschieben, nur Eliot Higgins verantwortlich, den irgendwann nienamd mehr brauchen wird und der bald zu seinen Lieblings-Computerspielen zurückkehren wird.