Freitag, 30. Dezember 2011

Fox News sorgt wieder für Heiterkeit

Auf den kürzlich veröffentlichten Bericht des russischen Außenministeriums, in dem jüngste negative Entwicklungen im Bereich der Menschenrechte in den USA angesprochen werden (Fox News erwähnt hier nur unbefristete außergerichtliche Haft und Einführung der Kriegstribunale), hat der Sender eine besonders schlagfertige Antwort gefunden: Josef Stalin soll 16 Mio. Menschen auf dem Gewissen haben.

Samstag, 10. Dezember 2011

Fälscher der Fälschungen

40 Tausende Protestierende in Moskau klingt zunächst beeindruckend. Setzt man sie jedoch zu der Gesamtzahl der Bewohner Moskaus (ca. 11 Mio. Menschen, die Agglomeration außen vor gelassen) ins Verhältnis, sind aber ganze 0,0036%. Genau das soll der russische Volkszorn sein, den die westlichen Medien zur Zeit bejubeln.

Lohnend ist auch der Blick auf die Zusammensetzung der Protestierenden. Der bunte Haufen ist stark durchmischt mit radikalen und per se nicht-einvestanden Nationalbolschewisten um Eduard Limonov sowie mit der radikaloppositionellen Gruppierung PARNAS. Ihre Anführer sind der Jelzin'sche Ex-Premier Michail Kasjanow (Spitzname aus den Amtszeiten Mischa Zwei Prozent), der ultraliberale Ex-Gouverneur Nischni Nowgorods Boris Nemzow sowie der Schachweltmeister Garri Kasparow, den es neuerdings in die Politik verschlug. Alle drei sind häufige Gäste in US Think Tanks, sie lieben es, durch die USA zu touren und vor dem amerikanischen Publikum Schauergeschichten über ihre Heimat zu erzählen. Kasparov ist Mitglied im "Center for Security Policy", dessen erklärtes Ziel "the defence of the United States and American values around the world" ist. Sich zusammenzureimen, wer PARNAS finanziert, ist keine schwierige Aufgabe.

Zwar hat die OSZE, deren Unparteilichkeit ebenfalls diskussionswürdig ist, auf Verstöße bei der Wahl hingewiesen. Sie hat diese Aussage aber abstrakt gehalten und die Ausmaße nicht konkretisiert. Vermutlich weil es beim näheren Hinschauen nicht wirklich viel zu berichten gäbe. Dass in einem so großen Land hier und da Verstöße auftreten, kann an sich als vollkommen normal erachtet werden. Auch in den superdemokratischen USA kann man nach jeder Wahl eine entsprechende Verstoßliste anfertigen. Entscheidend ist, welches Ausmaß die Verstöße haben und ob sie die Wahlergebnis spürbar beeinträchtigen. Bei den Parlamentswahlen in Russland kann das schwerlich der Fall gewesen sein, da die amtlichen Ergebnisse sowohl mit den Umfragen vor der Wahl, als auch mit den unabhängigen Exit-Polls übereinstimmen. Das Aufbauschen der im Hintergrundrauschen immer und überall vorhandenen Verstöße kann aber eine perfekte Vorlage für eine mediale Angriffswelle und Kundgebungen der Protestierenden liefern.

Der radikalen Opposition ist jedes Mittel recht, um die Situation im Lande zu destabilisieren und die Staatsmacht zu diskreditieren. Die sich über das gefundene Fressen ausgiebig freuende Westpresse vergisst allzu schnell, dass Demonstranten nicht automatisch und pauschal romantische Freiheitskämpfer sind. Ebenso wird aus den Augen gelassen, dass Demokratie nicht nur bei den Machthabenden reifen muss, sondern ebenso bei der Opposition. Die Akzeptanz von Wahlniederlagen seitens der Opposition ist gleichermaßen ein unverzichtbares Element der Demokratie. Die erfahrenen Dirigenten aus dem Ausland, die genau bei diesem Punkt ansetzen und ihre Schützlinge darauf trimmen, jegliche unangenehme Wahlausgänge abzulehnen, beweisen ihrerseits ein Verachten der Demokratie.

Bleibt nur zu wünschen, dass Vladimir Putin die Situation unter Kontrolle behält und die orangene Infektion im Keim erstickt, deren Ergebnisse in der Ukraine bekannt sind. Die ruhigere absolute Mehrheit der Wähler sollte zeitgleich durchaus mal auch einen "Aufstand der Anständigen" organisieren, um das Abgleiten der Lage zugunsten der undemokratischen hyperaktiven Minderheit zu verhindern.

Donnerstag, 8. Dezember 2011

Fox News spricht von Russland und zeigt Griechenland

Der einflussreiche US-Sender Fox News wollte seiner vorwiegend konservativen Zuschauerschaft von den Protesten gegen den Wahlausgang in Russland erzählen. Offenbar sollte zur Diskreditierung der russischen Führung die Botschaft besonders dramatisch sein. Da sich aber in den Bildern der wahren Proteste keine ausreichende Dramatik finden ließ, mussten Bilder von Brandsätze werfenden griechischen Jugendlichen herhalten.



Dass Fox News gerne mal seine Videos manipuliert, ist kein neues Phänomen. Bereits während der Berichterstattung über den Georgienkrieg 2008 wurden zur Begleitung den Schauererzählungen über die russische Invasion Bilder der angreifenden georgischen Raketenwerfer eingespielt, die Tage zuvor auf Südossetien losgegangen sind.

Dienstag, 25. Januar 2011

Demonstrative Bestürzung ohne Solidarität

Der Bombenanschlag auf den Moskauer Flughafen Domodedowo hat weltweit eine Welle von Mitgefühl ausgelöst und Menschen in vielen Ländern ein weiteres Mal die widerwärtige Fratze des militanten Islamismus vor Augen geführt. Doch während in anderen Teilen der Welt, wie beispielsweise in China und sogar in den USA (weil man dort den Terrorismus kennt), das Mitgefühl auf eine aufrichtige Weise rüberkommt, hat man in der deutschen Medienlandschaft das Gefühl, dass die Tragödie einen willkommenen Anlass liefert, sich ein weiteres Mal als gutmenschliche Besserwisser aufzuspielen und statt Solidarität Russland-Bashing zu betreiben.

In der ARD-Tagesschau gibt es ein lächerliches Kommentar darüber, dass man Kaukasier nicht "reflexartig" beschluldigen sollte, und SPIEGEL Online präsentiert eine reißerische Top-Schlagzeile, dass Putin "Rache schwöre". Zitieren im O-Ton ist in Bezug auf russische Politiker schon lange out, eine "Umschreibung" mit eigenen Worten bietet ja viel mehr stilistisch gewünschten Spielraum. Dabei sagte Putin lediglich, dass die Attentäter eine unvermeidliche Strafe erwartet, was an seiner Stelle jeder andere Politiker auch gesagt hätte. Der Effekt der journalistischen Trickserei lässt nicht lange auf sich warten: bereits im dazugehörigen Forumsstrang lässt sich nachlesen, wie sich gleich mehrere manipulierbare Kleingeister über Putins "Kleinkariertheit" und "Brutalität" echauffieren.

Und da wären auch Autoren, die die russische Kaukasuspolitik pauschal für gescheitert erklären und fordern, den Kaukasiern eine humanitäre Perspektive zu bieten, bishin zur vollkommenen Unabhängigkeit. In typisch gutmenschlicher Manier wird eine unnachgiebige Gangart verteufelt, ein hartes Vorgehen gegen die Terroristen abgelehnt. Schon als Israel die Terrorideologen der Hamas mit Raketen jagte, prophezeiten die Medien hierzulande als Antwort ein "Vulkan der Gewalt", eingetreten ist das Gegenteil. Auch Russland hat die meisten tschetschenischen Terrorfürsten vom Anfang des Jahrzehnts liquidiert, die Gewalt ist trotz des gestrigen Anschlags zurückgegangen. Als normaler Mensch bemerkt man das, es sei denn man lebt in einem gutmenschlichen Luftschloss...

Natürlich ist es für viele solche Autoren heutzutage zu viel verlangt, etwas Recherche zu betreiben, um obskure Anschuldigungen durch hartes Faktenwissen zu ersetzen. Sie würden viel Überraschendes für sich entdecken, beispielsweise, dass das Budget Tschetscheniens zu 90% aus Moskau gestellt wird und der massive Wiederaufbau zum größten auf Kosten des russischen Steuerzahlers (wen sonst?) geht, während viele triste zentralrussische Regionen vergeblich auf infrastrukturelle Verbesserungen warten. Sie werden vielleicht auch mitbekommen, dass für Tschetschenen und andere Kaukasier heute privilegierte Bedingungen an Unis und anderen Einrichtungen gelten.

Und vielleicht würden sie schließlich zur Abwechselung die Verbindungen des kaukasischen Untergrundes zu den wahhabitischen Geldgebern beleuchten, um zu begreifen, dass der islamistische Terrorismus im Kaukasus eben nicht nur hausgemacht oder ein Erbe der Geschichte ist, sondern eine Metastase des globalen terroristischen Krebsgeschwürs. Doch es sind andere "Messages" beabsichtigt und das nähere Eingehen auf diese Aspekte ist aus der Sicht der Redaktionen nicht zielführend.

Sicher, der Kaukasus ist noch sozial schwach, Probleme wie die Korruption und Ineffizienz bleiben, doch der Aufbau würde viel schneller von statten gehen, wäre nicht der wahabitisch-terroristische Krankheitsbefall. Im Tauziehen mit dem Wahhabismus um das Schicksal des Kaukasus ist heute der Milliarden aufbringende russische Staat eindeutig der Gute, was in Europa jedoch nie gebührend gewürdigt werden wird. Zu viel Spaß macht die Lehrmeisterei aus der Ferne, zu sehr braucht es Europa für sein selbstverliebtes, "überlegenes" Eigenbild. Und so verwandelt sich auch diese Tragödie aus Russland in ein willkommenes, zynisches Haudrauf.