In der Sache schließen sich ein böses und ein schwaches Russland zwar nicht aus (so mancher pedalliert aus lauter Verbissenheit beides zugleich), die beiden Methodiken laufen aber in gewissem Maße in entgegengesetzte Richtungen und sind nur schwer gleichzeitig überzeugend zu vermitteln. Jemand, der im Leser Ängste und Widerstand gegen "russische Bedrohungen" wecken möchte,
ist meistens daran interessiert, diese Bedrohungen als möglichst groß darzustellen: Aufrüstung, Energie-"Erpressung", Geheimdienste oder drohende Übernahme strategischer westlicher Wirtschaftszweige. Hier soll eine defensive Psychologie als Reaktion auf einen großen und fiesen Gegner erzeugt werden. Das Schwachreden appelliert dagegen an offensive Gelüste und Überheblichkeit: hier soll durch das Betonen von Problemen das Gewicht Russlands herabgesetzt werden, um Kompromisslosigkeit in außenpolitischen Angelegenheiten anzuheizen. Und auch wenn sich beide Vorgehensweisen wenig vertragen, zielen sie unterm Strich gleichermaßen auf die Ablehnung Russlands ab.
Der Methodik des Schwachredens, die historisch in diversen Blitzkrieg-Versprechungen Anwendung fand, bedienen sich heute Propagandisten mit der persönlichen Neigung zum Wunschdenken und Schadenfreude. Dabei haben sich mit der Zeit klassische "Axiome" etabliert, die veranschaulichen sollen, wie perspektivlos und vernachlässigbar Russland ist. Zum einen lässt kaum ein Vertreter dieser Linie Russlands "demographische Katastrophe" aus, die unbedingt in die Eroberung Sibiriens durch China münden muss. Ganz so, als ob Probleme demographischer Natur anderer Industriestaaten besser wären (Geburtenrate EU: 10,25; Russland: 11,03 (Quelle)) und wir weiterhin in einer Zeit leben, in der die Wehrfähigkeit durch große Menschenmassen erreicht wird.
Ein anderes beliebtes Argument ist Russlands Wirtschaft, die angeblich nur durch Öl und Gas überlebt. Jetzt, wo der Ölpreis gefallen ist, wittern die Herren Totengräber bereits die "womöglich schärfste Wirtschaftskrise des neuen Russland" (Uwe Klussman bei Spiegel Online), deren Bestätigung die stark gefallene Moskauer Börse und die "Kapitalflucht" sein soll. Die Vorstellung, die aktuelle Finanzkrise würde die russische Wirtschaft härter als alle anderen treffen, weil sie ein Koloss auf tönernen Füssen ist, passt perfekt ins Propagandabild, doch diese Märchen können höchstens Naive beeindrucken. An der Grundtendenz des Nachfragewachstums in Schwellenländern sowie der Rohstoffverknappung wird auch die aktuelle globale Finanzkrise nichts ändern, so dass mit Sicherheit ein erneuter Anstieg des Ölpreises bevorsteht. Die Turbulenzen im Börsenkasino stellen eine Korrektur dar, nachdem Russlands RTS-Index über ein Jahr lang überproportional anstieg. Grund war, dass er eine längere Zeit ein Auffangbecken für internationale Spekulanten wurde, die der Krise im Westen auswichen. Zudem ist die Rolle der Börse in Russland bislang weitaus geringer, als zum Beispiel in den USA. Was ein Klussmann und seinesgleichen dagegen nicht erwähnen, ist dass Russland während der derzeitigen "schärfsten Wirtschaftskrise" ein BIP-Wachstum von 7,3% verbucht, was die Behauptungen der einseitig auf Rohstoffen basierenden Wirtschaft widerlegt.
Russlands Armee, die angeblich von Zerfall geprägt ist und deren kampfunfähige Waffen vor sich hin rosten, erzielte in Georgien einen Blitzsieg gegen einen Gegner, der mit neuester NATO-Technologie ausgestattet und von NATO-Instrukteuren geschult war. Zwar ist Georgien zu klein, um daraus weit gehende Schlüsse zu ziehen, doch die Effektivität des russischen Vorgehens hat viele verblüfft und die spöttischen Stimmen wichen für eine längere Zeit den Angst schürenden.
Trotz alledem werden wir immer wieder Stimmen hören, die sich der klassischen populistischen Palette bedienen, um Russland zu einem nicht ernstzunehmenden Spieler zu erklären. Sie propagieren das Bild eines dahinvegetierenden geopolitischen Auslaufmodells, der schlicht ignoriert gehört. Mittlerweile hat sich auch Joschka Fischer in diesen seltsamen Chor eingeschaltet und prophezeit Russland, das in jeglicher Hinsicht am kürzeren Hebel sitze, eine "düstere Perspektive". Seit der Mann auf der Gehaltsliste von George Soros und Madeleine Albright steht, verzapft er nur noch russophoben Mist. Ein denkwürdiges Beispiel, wie sich ein linker Rebell in einen verkrusteten Neocon verwandeln kann.
Russland ist im Lauf seiner Geschichte schon häufig mal für tot erklärt worden und wird auch solche Rhetoriker überleben. Die Frage ist viel eher, ob sich Europa damit selbst ein Gefallen tut, Russland immer auf diese oder jene extreme Weise wahrzunehmen und ob nicht endlich eine sachliche, ausgeglichene und pragmatische Einstellung den wahren Interessen beider Seiten gerechter wäre.
Der Methodik des Schwachredens, die historisch in diversen Blitzkrieg-Versprechungen Anwendung fand, bedienen sich heute Propagandisten mit der persönlichen Neigung zum Wunschdenken und Schadenfreude. Dabei haben sich mit der Zeit klassische "Axiome" etabliert, die veranschaulichen sollen, wie perspektivlos und vernachlässigbar Russland ist. Zum einen lässt kaum ein Vertreter dieser Linie Russlands "demographische Katastrophe" aus, die unbedingt in die Eroberung Sibiriens durch China münden muss. Ganz so, als ob Probleme demographischer Natur anderer Industriestaaten besser wären (Geburtenrate EU: 10,25; Russland: 11,03 (Quelle)) und wir weiterhin in einer Zeit leben, in der die Wehrfähigkeit durch große Menschenmassen erreicht wird.
Ein anderes beliebtes Argument ist Russlands Wirtschaft, die angeblich nur durch Öl und Gas überlebt. Jetzt, wo der Ölpreis gefallen ist, wittern die Herren Totengräber bereits die "womöglich schärfste Wirtschaftskrise des neuen Russland" (Uwe Klussman bei Spiegel Online), deren Bestätigung die stark gefallene Moskauer Börse und die "Kapitalflucht" sein soll. Die Vorstellung, die aktuelle Finanzkrise würde die russische Wirtschaft härter als alle anderen treffen, weil sie ein Koloss auf tönernen Füssen ist, passt perfekt ins Propagandabild, doch diese Märchen können höchstens Naive beeindrucken. An der Grundtendenz des Nachfragewachstums in Schwellenländern sowie der Rohstoffverknappung wird auch die aktuelle globale Finanzkrise nichts ändern, so dass mit Sicherheit ein erneuter Anstieg des Ölpreises bevorsteht. Die Turbulenzen im Börsenkasino stellen eine Korrektur dar, nachdem Russlands RTS-Index über ein Jahr lang überproportional anstieg. Grund war, dass er eine längere Zeit ein Auffangbecken für internationale Spekulanten wurde, die der Krise im Westen auswichen. Zudem ist die Rolle der Börse in Russland bislang weitaus geringer, als zum Beispiel in den USA. Was ein Klussmann und seinesgleichen dagegen nicht erwähnen, ist dass Russland während der derzeitigen "schärfsten Wirtschaftskrise" ein BIP-Wachstum von 7,3% verbucht, was die Behauptungen der einseitig auf Rohstoffen basierenden Wirtschaft widerlegt.
Russlands Armee, die angeblich von Zerfall geprägt ist und deren kampfunfähige Waffen vor sich hin rosten, erzielte in Georgien einen Blitzsieg gegen einen Gegner, der mit neuester NATO-Technologie ausgestattet und von NATO-Instrukteuren geschult war. Zwar ist Georgien zu klein, um daraus weit gehende Schlüsse zu ziehen, doch die Effektivität des russischen Vorgehens hat viele verblüfft und die spöttischen Stimmen wichen für eine längere Zeit den Angst schürenden.
Russland ist im Lauf seiner Geschichte schon häufig mal für tot erklärt worden und wird auch solche Rhetoriker überleben. Die Frage ist viel eher, ob sich Europa damit selbst ein Gefallen tut, Russland immer auf diese oder jene extreme Weise wahrzunehmen und ob nicht endlich eine sachliche, ausgeglichene und pragmatische Einstellung den wahren Interessen beider Seiten gerechter wäre.