
Dieser Ausfall ist die neueste aus der Reihe baltischer Ideen, wie man Russland gegen das Schienbein treten kann. Warum die Balten immer wieder solche Skandale brauchen, ist klar: eine Radikalisierung der Beziehungen mit Russland sowie erhoffte Überreaktionen von der russischen Seite sollen dem Westen als Beweis der "russischen Bedrohung" dienen und ihn zu mehr materieller und geistiger Unterstützung Estlands animieren.
Besonders zynisch erscheinen die estnischen Aktionen vor dem Hintergrund dessen, dass die Gedenkstätte ausschließlich den Gefallenen gewidmet ist. Soldatengräber werden in allen europäischen Ländern geehrt, egal welcher Seite sie gehören. Erst recht, da unter den Befreiern Tallinns am Ende des Zweiten Weltkrieges und den Gefallenen auch Esten waren.

Die Esten machen einen gravierenden moralischen und ethischen Fehler, indem sie nicht zwischen dem in der Tat grausamen Sowjetregime und dem einfachen Soldaten differenzieren wollen, der im Glauben an das Gute kämpfte und der davon überzeugt war, die Länder Osteuropas von der faschistischen Tyrannei zu befreien. Auch für die Esten war in der Endsiegwelt der Nazis kein viel besseres Schicksal, als für die "slawischen Untermenschen" vorgesehen, egal wie sehr sich viele Esten bei den Nazis anbiederten und die übelste Drecksarbeit vor allem bei Strafaktionen gegen die Zivilbevölkerung übernahmen.
Das richtig tragische an dieser Geschichte ist, dass derartige Provokationen nicht bloß die zwischenstaatlichen Beziehungen belasten, denn diese sind ohnehin kaum noch weiter abzukühlen. Vielmehr säen solche Aktionen tiefgehende und lang anhaltende zwischenethnische Abneigungen bei einfachen Menschen, die der Politik eigentlich fern sind. Der Angriff auf das Heilige lässt viele aus ihrer politischen Indifferenz aufwachen und dieser Schaden, der sich auch auf wirtschaftlicher und kultureller Ebene niederschlägt, wird für Estland noch eine lange Zeit nicht gutzumachen sein. Estland muss noch vieles tun, um das wirkliche Recht zu bekommen, sich ein zivilisiertes europäisches Land zu nennen.
2 Kommentare:
If the practice of reburying the wartime dead is common in Russia, last staratov and Kaliningrad (former Köningsberg), see http://www.regnum.ru/news/791749.html
and http://www.regnum.ru/news/809070.html, why make so big fuss, when Estonians do it?
Es gibt nicht nur "die" Esten. Vorletzte Woche war ich am Monument, am Ort, an dem der Bronzene Soldat jetzt steht, und die erste Besucherin des Soldatenfriedhofs, die eine Kerze dort niederlegte war eine Soldatenwitwe. Sie meinte, dieser Ort sei besser, hier könne sie trauern. Ohne Verkehr und Querelen wie im Stadtzentrum zuvor. Sie ist eine Estin.
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